Ein Gespräch zwischen Marie Theres Kroetz Relin, die seit 23 Jahren auf Teneriffa lebt und dem Filmemacher Stefan Erdmann
Marie Theres:
Ich kann mich gut erinnern, als Du – ich glaube im Dezember 2017 – plötzlich vor meiner Tür warst – barfuß! – bei gefühlten 15 Grad. Ich hatte Dich im Sommer beim Open Air auf der Baumburg kennengelernt und hab Dir – wie immer großzügig – meine Hilfe angeboten, Dir auf Teneriffa bei Fragen zur Seite zu stehen. Ich dachte natürlich nicht, dass Du tatsächlich kommst und peng – schon warst Du da.
Stefan (lacht):
Ich geb’ zu ich wirkte vielleicht etwas verwahrlost, da ich die letzten Nächte im Auto am Fuße des Teides verbracht hatte. Bei null Grad.
Marie Theres:
Ja, ich hatte Mitleid mit Dir. Ursprünglich bist Du gekommen für eine Übersetzung, oder? Ich kannte Dich ja nicht und einen fremden Mann ins Haus zu lassen, tja, so dachte ich an Plan B, mit Dir was Essen zu gehen. Sahst ja eh recht hungrig aus!
Stefan:
Du hast mich in einheimisches Lokal in den Bergen gebracht und wir haben lecker Tintenfisch gegessen. Beim Essen merkt man ja schnell ob die Chemie passt.
Marie Theres:
Ja, dann warst Du mir nicht mehr ganz so unheimlich – als Waldwurz. (lacht) Und so beschloss ich Dir mein Terrain zu zeigen.
Stefan:
Durch die Bananenplantagen, über Stock und Stein, über die raue Lava hinweg, hast Du mich gescheucht! Nicht zu vergessen: Du wie ein junges Reh voraus (lacht), und ich wie ein Packesel mit der 15 Kilo schweren Kamera, Rucksack & Co. schwitzend hinter Dir.
Marie Theres:
Merci für das Reh, das schmeichelt.
Stefan:
Aber jeder Schritt hat sich gelohnt, der Platz den Du mir gezeigt hast war außergewöhnlich! Ich bin übrigens noch viele Male dort gewesen um die impulsive Kraft des Atlantiks einzufangen. Und nach dem sechsten oder siebten Mal war ich genau zur richtigen Zeit dort, es war atemberaubend.
Marie Theres:
Ja, das weiß ich, Du hast mir bei jedem Besuch eine Visitenkarte unter der Tür durchgeschoben. Und wenn ich wieder heimkam, musste ich schmunzeln und dachte, aha, der schon wieder.
Aber dann kam ja eigentlich der Knüller: Du hast mich gefragt, ob Du bei mir duschen kannst!
Stefan:
Und die Einladung hab ich natürlich gerne angenommen.
Marie Theres (lacht):
Ja und als nächstes wolltest Du dann nur kurz ins Internet. Dann gingen wir etwas einkaufen und dann hab ich Dich nicht mehr losgebracht.
Stefan (lacht):
Ich war froh endlich mal nicht im Auto zu wohnen, und es war ein sehr amüsanter Abend. Und wir haben viel über die Kanaren und Teneriffa geredet!
Marie Theres:
Ich liebe diese Insel und ihre Menschen.
Stefan:
Ja, die Canarios sind besonders herzliche Menschen, die vollkommen offen jedem Fremden entgegentreten. Sie sind gemütliche Artgenossen, die ihre Fiestas, den Vino, Comida und Playa gepaart mit viel Tradition pflegen. Ich war mit meinen Kameras bei so vielen Festen dabei und jedesmal wurde ich herzlich aufgenommen.
Marie Theres:
Aber der Alltag auf einer Insel kann durchaus auch bedrückend sein. Der ewig weite Horizont setzt zeitgleich eine unüberwindbare Grenze. Und vielleicht ist genau diese Diskrepanz ausschlaggebend dafür, dass Kreativität und Ideenreichtum blühen?
Stefan:
Jede, der acht kanarischen Insel, hat so viel Unterschiedliches zu bieten. Ich bin so froh, dass ich diese Symbiose aus Natur- und Kulturlandschaften währenden meiner Dreharbeiten intensiv kennenlernen durfte. Wenn ich live darüber zum Film erzähle, erlebe ich all die Momente wieder. Sowohl die atemberaubenden in der Natur wie auch die herzlichen und stets amüsanten Begegnungen mit den Canarios. Und die Begegnung mit Dir bleibt auch unvergessen.
Marie Theres:
So merkwürdig es klingen mag, jedes Mal, wenn ich auf Teneriffa Besuch erhalte, stellt sich nach kurzer Zeit heraus, ob dies „echte“ Freunde sind oder nicht. Irgendwie lockt diese Insel das Innenleben des Besuchers heraus und fordert ihn auf, die Hektik der westlichen Welt loszulassen, die Augen zu öffnen, sich neu zu entdecken oder sich gänzlich zu verschließen.
Bei Dir bin ich mir sicher, dass du das Lebensgefühl der Inseln verstanden hast: Für mich bis Du bist ein Chiemgauer aus kanarischem Holz geschnitzt (lacht).
Am Mittwoch den 7. 8. 2019 um 21 Uhr (Einlass 19 Uhr) präsentiert Stefan Erdmann live im Open Air Kino Kloster Baumburg seinen Film Kanaren 27° 29° N – Acht Inseln – Acht Welten.
Marie Theres Kroetz Relin und Stefan Erdmann werden sich vor dem Film kurz über die Kanaren unterhalten und Publikumsfragen beantworten.