TZ München: Hofbräu zeigt wenig Herz für Flüchtlingshilfe

Blitzte ab: Marie Theres Kroetz-Relin. Foto: Detlev Schneider

„UNBEGREIFLICH“

Schauspielerin abgeblitzt: Hofbräu zeigt wenig Herz für die Flüchtlingshilfe

Ulrike Schmidt

von Ulrike Schmidt

Schauspielerin Marie Theres Kroetz-Relin engagiert sich im oberbayerischen Trostberg seit Jahren für Flüchtlingsfamilien. Als sie bei Hofbräu für ein kleines Anliegen anklopfte, bekam sie eine herbe Abfuhr.

München – Hofbräu – das ist ein internationaler Begriff, in aller Welt steht er für bayerische Gemütlichkeit, und jeden Tag sind die 10.000 Plätze auf der Wiesn im Hofbräu-Zelt mit feiernden Menschen aller ­Herren Länder belegt – quasi eine Multi-Kulti-Party erster Güte. Da kann man schon auf die Idee kommen, wie die Schauspielerin Marie Theres Kroetz-Relin (51), dass eine solche Marke vielleicht auch ein Kino-Projekt für Frauen aller Kulturen, und damit auch Flüchtlingen, mit überschaubaren 150 Euro fördern könnte – bei einem Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro.

Die Tochter der legendären Maria Schell und die Ex-Dichter-Gattin von Franz Xaver Kroetz engagiert sich im oberbayerischen Trostberg seit Jahren für Flüchtlingsfamilien. Sie lehrt an der freiwilligen „Brückenschule“ Deutsch und Gesellschaftskunde und organisiert kulturelle Angebote, um die Fremden in die Gesellschaft zu integrieren. Einmal im Monat gibt es das Frauenkino, wobei der Stadtkinobetreiber Christoph Loster dafür umsonst seinen Kinosaal hergibt. Da kommen dann 60 Frauen mit ihren Kindern und lernen über die Unterhaltung deutsche Kultur.

Für Getränke und Popcorn hat man dort, wo eh schon kein Geld ist, eine eigene Währung geschaffen, die der Trostberger Künstler Matthias Vogel herstellt: „Münzen“ aus Kronkorken. Die wiederum können gegen Getränke oder Essen eingetauscht werden. Jedem ist es selbst überlassen, ob er diese „Pirate Bucks“ (Piraten-Dollars) als Zahlungsmittel akzeptiert. Für zehn unterschiedliche und unbearbeitete Kronkorken gibt der Künstler einen selbst gefertigten Private Buck her. Womit wir wieder bei Hofbräu wären.

Treffen wurde in Aussicht gestellt

Denn die Schauspielerin posierte beim Münchner Filmfest im Sommer für den damaligen Sponsor Hofbräu für ein Foto und nutzte die Gelegenheit, Hofbräu-Boss Dr. Michael Möller auf ihre Initiativen anzusprechen. Und: Sie überreichte ihm einen Piraten-Dollar. Ein Treffen wurde in Aussicht gestellt, woraufhin Marie Theres Kroetz-Relin in einem E-Mail noch einmal ihre Projekte erklärte. Das „kleine Anliegen“ Frauenkino, das pro Vorstellung 150 Euro kostet; sowie das „große Anliegen“, das Ferienprogramm A.pplaus für Kinder aus bildungsfernen Schichten – und eben zusätzlich 100 Flüchtlingskinder. Man hätte dort für ein Filmseminar technisches Equipment gebraucht, konkret 700 Euro

„Hat mit uns nichts zu tun“

Die Antwort von Hofbräu – in Person des Marketing- und Pressesprechers, Stefan Hempl, war für Marie Theres Kroetz-Relin niederschmetternd: Ein Engagement passe nicht in die Strategie von Hofbräu. Das wiederholte er auch gegenüber der tz, ohne das Warum konkret ausführen zu wollen. „Was Frau Kroetz-Relin macht, ist sehr lobens- und unterstützenswert, hat aber mit uns nichts zu tun.“

Frauen und Kinder sind halt keine Zielgruppe.

Dafür hat Hempl 28 Kronkorken geschickt. „Unbegreiflich“, findet das Marie Theres Kroetz-Relin, die in Trostberg mit anderen engagierten Bürgern 260 Flüchtlinge betreut.

Die 150 Euro für das Frauen-Kino aller Kulturen mögen als Werbebotschaft für die Münchner Hofbräu nicht relevant sein, aber vielleicht für das Miteinander, von dem Hofbräu lebt – auch auf der Wiesn.

© Ulrike Schmidt erschienen in der TZ München und Merkur.de online am 06./07.2018 

 

P.S.:

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Verwendungszweck: „Brückenschule – Frauenkino“ *

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