PNP – In der Idylle hat das Böse keine Chance

In der Idylle hat das Böse keine Chance

„Watzmann ermittelt“ wieder – Zweite Staffel des Heimatkrimis aus dem Berchtesgadener Land

 

Berchtesgaden. Nein, Watzmann ist nicht der Name des Kommissars. Das weiß natürlich, wer 2019 die ersten acht Folgen des ARD-Vorabend-Krimis „Watzmann ermittelt“ verfolgt hat. Eine Hauptrolle ist dem Watzmann trotzdem sicher. Die hoch aufragende Bergkette bildet Hintergrund und Ruhepol in den Geschichten um das denkmalgeschützte Polizeirevier in Berchtesgaden, in dem Benedikt Beissl (Andreas Giebel) Herr im Haus ist. Jedenfalls mehr als daheim, wo sich der gutmütig-grantelnde Kommissar gegen eine in sich ruhende Ehefrau (Barbara Weinzierl) und drei pfiffige Töchter (Kathrin von Sternburg, Ines Lutz und Leonie Brill) behaupten muss. Obwohl: Auch am Arbeitsplatz sind andere Zeiten angebrochen, seit aus Hamburg der junge Kollege Jerry Paulsen (Peter Marton) dazugestoßen ist. Und es macht es nicht einfacher, dass der nun auch noch der neue Freund von Tochter Johanna ist.
Wie eine ganze Reihe seiner Vorgänger vermittelt auch der jüngste Bayern-Krimi Heimatliebe, Urlaubssehnsucht und das beruhigende Gefühl, dass am Ende alles gut wird – eine Mischung, die gerade am Vorabend gut ankommt. Dennoch waren selbst die Macher überrascht, als der „Watzmann“ vor einem guten Jahr auf Anhieb 3,3 Millionen Zuschauer fand: „Der erfolgreichste Serienstart seit Jahren“, jubelte die Produktionsfirma. Freilich, einige verloren sich im Laufe der Folgen, doch es blieben genügend, um eine zweite Staffel mit nun gleich 16 neuen Fällen zu rechtfertigen, immer mittwochs, 18.50 Uhr im Ersten. Lokalkolorit und Spannung arbeiten auch diesmal Hand in Hand, dafür sorgen im Revier auch der „echte Berchtesgadener“ Max Ruffer (Nepo Fitz) und „die Neue“, Caro Reiser (Sarah Thonig).
Genug zu tun gibt es allemal, denn das Böse macht auch vor dem Postkarten-Idyll nicht Halt. Gleich die erste Folge der zweiten Staffel beginnt mit einem toten Großwildjäger. Gut, die Passion solcher Leute, deren Lebensziel es ist, sich die Köpfe der „Big Five“ als Trophäen ins Haus zu hängen, stößt heute zunehmend auf breite Ablehnung. Und hier darf auch ein gesellschaftsrelevantes Thema nicht fehlen: Die Tochter des Opfers (Nadine Kösters) macht sich schwere Vorwürfe, hat doch ein unbedachter Post ihrerseits einen Riesen-Shitstorm gegen den Vater ausgelöst – an dem auch Beissls Tochter Eva beteiligt ist. Doch deshalb gleich ein Mord? An Beissl nagt der Zweifel. Mindestens ebenso stark wie seine Zahnschmerzen, zumal das Opfer sein Zahnarzt, Dr. Björn Heckerl, ist. Ein Schelm, wer Böses bei dem Namen denkt. Doch dann fehlt da eben auch noch „Jambo“, das Titel-gebende Nashorn, aus der Trophäensammlung. Und die Freundin des Jägers, Gabriele Schellenberger, die das Opfer gefunden hat, gibt auch so manches Rätsel auf.
Mit Marie Theres Relin in der Rolle der untröstlichen Geliebten beginnt ein Reigen von hochkarätig besetzten Gastauftritten, auf die sich die Zuschauer in den neuen Folgen freuen dürfen, darunter auch Wolfgang Krebs, Jens Atzorn, Rufus Beck und Sigi Zimmerschied. Gedreht wurde im Sommer vor Corona-Zeiten, erinnert sich Marie Theres Relin mit einem nostalgischen Seufzer. „Es war wunderbar mit solchen Profis zu arbeiten“, sagt sie unserer Zeitung. „Andreas Giebl meinte verschmitzt, nachdem wir unsere Szene in nur zwei Takes im Kasten hatten: ,Siehste, im Theater hätten wir drei Wochen dafür geprobt.‘ Und als Peter Marton mir bei der Zeugenbefragung ernst und tief in die Augen guckte, musste ich mich schon sehr auf meinen Text konzentrieren…“

Eine Überraschung erlebte die in Wasserburg lebende Schauspielerin, als sie das Drehbuch las. „Mit diesem Ende hatte ich nicht gerechnet.“ Mit Wehmut denkt sie an die Dreharbeiten in Vor-Corona-Unbeschwertheit zurück: „Die Stimmung am Set war lustig: Zwischen Großwildjagd und gut aufgelegten bayerischen Kommissaren gaben die Regieanweisungen von John Delbridge mit seinem charmanten englischen Akzent dem Ganzen auch noch einen internationalen Touch.“

Doch bei allen Bösewichten, die den Watzmann in den kommenden Wochen am Ermitteln halten, kann sich der Zuschauer auf eines verlassen: Corona ist nicht darunter.