Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Frau im Spiegel: Vom Kinderbuch zum Kochbuch?
Man kennt Sie eher als Schauspielerin und Autorin, jetzt wollen Sie auf die Bühne und mit Ihrer Band Dixiemania Musik machen?

Ich wollte immer Tänzerin und Sängerin werden. Aber das Projekt läuft gerade nicht so an, wie wir uns das vorgestellt haben – die Finanzierung ist nicht so einfach. Dabei finde ich das Projekt toll. Es geht um Canarios, die vor 250 Jahren nach Louisiana ausgewandert sind. Diese Geschichte kennt hier kaum jemand auf Teneriffa, weder Einheimische noch Touristen. Und nachdem es hier wenig Abendprogramm gibt, habe ich mir gedacht, das wäre doch toll, mal etwas anderes über die Insel zu erzählen.

Suchen Sie noch Geldgeber?

Auf alle Fälle. Die Inselregierung hatte mir schon ihre Zusage gegeben. Aber bis jetzt habe ich von denen noch keinen Penny gesehen. Hier mahlen die Mühlen langsamer.

Fühlen Sie sich noch wohl auf Teneriffa oder plagt Sie schon die Sehnsucht nach Bayern?

Ich lebe auf Teneriffa und im Chiemgau. Bayern gehört genauso zu mir wie Teneriffa. Es ist nur so, dass mein Sohn hier noch zur Schule geht, meine jüngere Tochter hat gerade das Abitur hier gemacht, nur meine große Tochter ist schon aus dem Haus. Insofern muss ich meinen Job als allein erziehende Mutter hier machen, kann nicht die Flucht ergreifen. Aber das Pendeln zwischen beiden Welten ist eigentlich am besten. Eine Insel ist etwas traumhaft Schönes, aber auch etwas Beengendes.

Habe ich das richtig verstanden, wenn die Kinder aus dem Haus sind, wollen Sie zurück nach Bayern?

Nein, dann würde ich gerne reisen.

Bekommt man einen Inselkoller auf Teneriffa?

Natürlich fehlen das Kulturelle und der Austausch, auch sprachlich – obwohl ich perfekt Spanisch spreche. Aber es ist eben so hier interessiert sich niemand für die politischen Themen aus Deutschland. Deshalb sitze ich hier und lerne viel – Gesang, Klavier, Schlagzeug, Salsa und Gleitschirmfliegen. Das tut Körper, Geist und Seele gut – so bleibt man nicht stehen …

… und Sie machen eine Ausbildung zur Homöopathin?

Ja, ich behandele meine Kinder seit 20 Jahren nur homöopathisch. Das ist eine ganz, ganz große Leidenschaft von mir. Ich würde gerne den Titel in Deutschland machen, weil die Schulen dort einen besseren Ruf haben. Beruflich hätte ich dann allerdings auf Teneriffa bessere Chancen, weil Homöopathie hier noch ein Fremdwort ist. Ich bin auch gerade dabei, mit einem Freund, Volker Mehl , einem ayurvedischen Koch, ein Kochbuch zu schreiben.

Nach dem Kinderbuch ein Kochbuch.

Das sind die verschiedenen Bereiche, in denen ich mich auskenne. Unsere Welt heute ist sehr schnelllebig. Ich versuche deshalb alle die Dinge umzusetzen, die mir Spaß machen und die die Sinne wieder wecken. Das eine ist Dixiemania, das andere ist das Kochen. Mein Exmann sagt über mich, ich würde kochen wie eine Göttin. Das freut mich sehr! Er war immer mein bester Esser.

Man hört raus, dass sie noch einen sehr guten Kontakt miteinander haben.

Wir sehen uns regelmäßig, und wenn er hier auf Teneriffa ist, kommt er zu uns zum Essen.

Ein netter Umgang miteinander – das schaffen nicht viele Paare nach der Trennung.

Das war auch bei uns ein Stück Arbeit. Ich habe auf einiges verzichtet und mich nicht von Anwälten ins Bockshorn jagen lassen. Mir war die Beziehung wichtiger. Er ist der Vater von meinen drei großartigen Kindern. Das Wichtigste für mich war immer, dass meine Kinder Vater und Mutter genauso haben wie vor der Trennung. In dem Moment, in dem man ein gemeinsames Ziel hat, legen sich viele Streitigkeiten. Ich möchte meinen Exmann auch wirklich nicht missen. Er ist mein bester Freund, umgekehrt scheint das genauso zu sein. Seitdem wir geschieden sind verstehen wir uns hervorragend. Das war der richtige Schritt.

Gibt's eine neue Liebe in Ihrem Leben?

Nein. (lacht)

Manchmal braucht man eine Zeitlang für etwas Neues…

Ach, ich weiß nicht, ob ich noch Zeit bräuchte. Aber es muss der richtige Mann sein. Man geht mit über 40 nicht mehr so leicht Kompromisse ein. Bevor ich mir einen Mann anlache und der macht mir mein Leben wieder kompliziert, und ich denke, da hättest du auch bei deinem großartigen, komplizierten Mann bleiben können, bleibe ich lieber alleine. Allerdings, wenn mir morgen einer begegnet und es macht "bling" – warum nicht? Aber ich möchte mich nicht mehr verstellen müssen, ich möchte meine Kreativität ausleben, und ich möchte, dass mich jemand unterstützt. Ich bin selbst total aufopfernd und hänge mich für jemand anderen rein. Auch Spielchen um Eifersucht möchte ich nicht mehr – sonst bleibe ich lieber alleine, habe meine Kinder, Freunde, Tiere und Pflanzen um mich herum.

Wie steht es um Ihre Hausfrauenrevolution ?

Die Idee war sehr gut, der Ansatz auch und der Kampf ebenfalls. Das einzige Problem sind die Frauen – die wollen nicht akzeptieren, dass einer der Anführer ist. Das war ich, obwohl ich es nicht sein wollte, aber einer musste den Job machen. Die Geschichte ist an Zickigkeit gekippt. Viele Frauen wollten lieber keifen statt kämpfen. Das ist nicht optimal, wenn man ein gemeinsames Ziel hat. Derzeit stagniert also die Hausfrauenrevolution. Daher habe ich das Forum im Internet dicht gemacht.

Hatten Sie schon vor Ihrer Scheidung so viel Power?

Ich war die klassische Hausfrau, hatte eine irrsinnige Entwicklung als Mutter durchgemacht, habe in dieser Zeit die Familie gemanagt, gekocht, alles über Kinderkrankheiten gelernt. Ein irrer Job! Mütter sind die Basis unserer Gesellschaft.

Ihre Mutter Maria Schell ist vor fünf Jahren gestorben…

Ich denke oft an meine Mutter. Zum Beispiel. wenn ich meine jüngere Tochter anschaue. Magdalena ist so begabt wie meine Mutter. Die wird uns als Schauspielerin noch alle an die Wand spielen.

Kürzlich lief "Meine Schwester Maria" gucken Sie sich Filme Ihrer Mutter an?

Den nicht. Ich mag Maximilians Arbeiten sehr und ich habe eine enge Verbindung zu ihm, aber in dem Film widerspreche ich ihm. Deswegen habe ich da auch nicht mitgemacht. Das ist nicht meine Mama in dem Film. Das ist die Sicht des Bruders auf seine Schwester, aber nicht die Sicht der Tochter auf ihre Mutter .

Was hat sich für Sie durch den Tod Ihrer Mutter verändert.

Das Bewusstsein – in dem Sinn, dass die nächste Mutter, die stirbt, ich sein werde. Die Kindheit holt einen in diesem Moment total ein – wie ein Bumerang. Man denkt sich, dass man so blöd gewesen ist – was hätte man noch alles besprechen wollen, regeln müssen zu Lebzeiten? Ich habe es mit einem Buch über meine berühmte Familie aufgearbeitet. Zum ersten Mal habe ich mich richtig mit meiner Familie beschäftigt. Allerdings ist das Buch noch nicht erschienen, da ich mich noch mit Verlagen streite. Sie wollen mich belehren, sie stellen sich Maria Schell anders vor, auch meinen Onkel Maximilian.

Haben Sie denn den Eindruck, dass das Bild Ihrer Mutter in der Öffentlichkeit ein falsches ist?

Teilweise schon. Ich habe von meiner Mutter ein Originalmanuskript gefunden, das sie im Alter von 42 Jahren geschrieben hat. Da habe ich einen Flash bekommen. Was diese Frau alles geleistet hat!

Würden Sie gerne auch wieder vor der Kamera stehen?

Furchtbar gerne. Ich jammere ja schon überall, dass ich gerne mal wieder als Schauspielerin arbeiten würde, das ist ein wunderschöner Job, in dem man gut bezahlt und gut behandelt wird. Aber es wird alles Mögliche gedreht, aber an mich denkt da niemand.


© Das Gespräch führte Susanne Schormann erschienen am 23.6.10 in FRAU IM SPIEGEL
 
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