Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Wochenblatt: Schell-Tochter hilft Männern Frauen zu verstehen
Marie Theres Kroetz-Relin, eine erfolgreiche und talentierte Schauspielerin, Preisträgerin der Goldenen Kamera, Tochter von Maria Schell und Veit Relin und Nichte von Maximilian Schell, heiratete Franz-Xaver Kroetz, bekam drei Kinder und verschwand jahrelang von der Bildfläche, um sich ganz ihrer Familie zu widmen.

Im November 2002 rief die gebürtige Münchnerin, die jetzt in Trostberg und auf Teneriffa lebt, die Internetplattform „www.hausfrauenrevolution.com” ins Leben, ein Forum, mit dem die heute 43-Jährige hoffte, das verstaubte Hausfrauenimage aufzupolieren und für die Anerkennung und Rechte der Frauen zu kämpfen. Dies geschah lange vor der US-Serie „Desperate Housewives”.

Trotz sieben Millionen Klicks zieht Kroetz-Relin gegenüber dem Chiemgau Wochenblatt eine ernüchternde Bilanz Die Bestseller-Autorin, die zusammen mit Hauke Brost 2006 das Buch „Wie Frauen ticken” veröffentlichte, das sich bis heute über 140.000 Mal verkaufte, zeigt sich von den Frauen, für die sie gekämpft hat, enttäuscht: „Die Hausfrauenrevolution ist eine Utopie.” Ihre Arbeit sowie ihr persönlicher Einsatz hätten nicht die gewünschte Wertschätzung erfahren. „Leider ist es so, dass viele Frauen lieber keifen als zu kämpfen”, so Kroetz-Relin gegenüber dem Chiemgau Wochenblatt. Nach der Scheidung vom Dramatiker Franz-Xaver Kroetz, für den sie ihre berufliche Karriere fast komplett aufgab, startete die heute 43-Jährige neu durch.

Mit ihrer Lesung aus ihrem Bestseller „Wie Frauen ticken” traf Kroetz-Relin in Trostberg genau den Nerv der Zuhörer. 125 Fragen und vor allem Antworten, die es Männern erleichtern sollen das weibliche „Mysterium” besser zu verstehen, sind das Resultat einer Befragung aus der Internetplattform der Hausfrauenrevolution.

Der Bestseller sowie das Kinderbuch „Der kleine Dichter” sollen aber nur der Anfang sein. „Ich bin müde, um einen sinnlosen Kampf zu kämpfen. Ich will leben und mich neuen Dingen widmen”, so Kroetz-Relins Schlussstrich unter der von ihr angezettelten Hausfrauen-Revolution. Als „Kämpferin und Rebellin mit dem Helfersyndrom” schätzt sich Kroetz-Relin selbst ein. Ihre empfindliche und verletzbare Seite vergaß sie im Kampf um die Frauenrechte. Keine Angst vor großen Namen: Vor allem mit der derzeitigen Familienministerin Ursula von der Leyen focht Kroetz-Relin einige harte Kämpfe aus – unter anderem in der Talkshow „Nachtcafe” oder aber bei Frank Plasbergs’ „Hart aber fair”. Vor allem die Bezeichnung „Humankapital” für Kinder, von Frau von der Leyen ins Leben gerufen, brachte die 43-Jährige auf die Palme. Kroetz-Relin bezichtigte Ursula von der Leyen vor laufender Kamera der Verbreitung einer „Märchenstunde”.

Trotz ihres publizistischen ­Erfolges, auf den die gebürtige Münchnerin sehr stolz ist, musste sie in den vergangenen ­Monaten einige Nackenschläge einstecken: Besonders enttäuscht zeigt sich die 43-Jährige vom Verlag, in dem die Familienchronik „Ich puzzle mir die Schells” der Familie Schell im Frühjahr 2009 erscheinen sollte. „Ich wurde angehalten, die Chronik komplett umzuschreiben. Mediales Fastfood fürs Hirn ist aber nicht mein Ding. Ich kann und will nicht die ­Bio­graphie dahingehend verändern, dass sie seicht wird und zur Klatsch- und Tratsch-Story verkommt. Das bin ich mir, aber auch meinen Vorfahren einfach schuldig”, so Kroetz-Relins bittere Abrechnung. Inzwischen ist es ihr zumindest gelungen, die Urheberrechte zurück zu erwerben. Besonders stolz zeigt sich die Tochter von Maria Schell über zwei ihrer Vorfahren: ihre Ururgroßmutter Fanni sowie den Cousin ihres Urgroßvaters Hermann Schell: Die Fanni hat acht Kinder großgezogen, und sie ist für mich die eigentliche Begründerin der Hausfrauenrevolution“, so Kroetz-­Relin.

Am Theologen Hermann Schell (1850-1906) beeindruckt sie vor allem sein Kampf als ­Visionär. „Er hat die Weltkriege vorher gesagt und die Weltmacht der USA. Sein Werk Der neue Glaube und die alte Zeit wurde auf den Index des Vati­kan gesetzt. Bis heute ist er nicht ­rehabilitiert”, so die Publizistin. Ihr neuestes Projekt plant Kroetz-Relin derzeit in ihrer zweiten Heimat Teneriffa zusammen mit der Alabama Dixieland Jazz Band: eine Revue mit dem Titel „Dixiemania oder die Welt ist ein Taschentuch.” Zu diesem Zweck wird die 43-Jährige bei Tanz-Weltmeister Marcus Koch den Charleston erlernen. Damit kommt sie ihrem Lebenstraum „Singen und Tanzen auf der Bühne” wieder einen Schritt näher ...



© Michael Kolpe, erschienen in Chiemgauer Wochenblatt am 5.8.09

 


 

 

 
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