Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und Putzen macht geil
Muttern taucht den Wischlappen in das pflegende Wachs und beginnt in kreisenden Bewegungen den antiken Schreibtisch zu polieren. Ihre von schwarzen Strümpfen und Strapsen gezierten Beine sind gespannt, ihr Minirock lässt den roten Tanga erahnen. Sie findet einen Fleck und kratzt ihn zärtlich mit den lackierten Nägeln weg. Nun wendet sich Muttern der Vitrine zu, haucht, poliert und bald spiegelt sich ihr Dekolletée im Glas, von einer verführerischen Corsage angehoben.
Zufrieden holt Muttern den Staubsauger und schiebt mit erotischem Hüftschwung das lange Rohr vor sich her. Sie saugt gründlich, schließlich hat eine wissenschaftliche Studie ergeben, dass Frauen, die 10 Stunden pro Woche putzen, mindestens einmal am Tag Sex wollen. Muttern putzt weit mehr, denn ab 15 Stunden pro Woche nimmt die Erregung weiter zu. Sie holt die Leiter um die Lampe vom Staub zu befreien. Knallrote High-Heels klettern die Sprossen empor, sie streckt sich und schwingt den Staubwedel. Die Studie bestätigt: Frauen mit den saubersten Wohnungen haben die schmutzigsten Gedanken. Frauen mit Putzhilfe sollen mit ihrem Sexualleben eher unzufrieden sein. Wie ein Pinup-Girl fegt Muttern durchs Haus, aber erst im Badezimmer kommt ihr weiblicher Einsatz voll zur Geltung: Sie spürt seine Hand, die sich zärtlich über ihren Körper tastet. „Heute nicht, Schatzi“, stöhnt Muttern erschöpft auf dem Weg ins Schlafzimmer „Ich hatte heute Putztag, mir tun alle Knochen weh! Hab Dich lieb, gute Nacht.“
Das ist wohl der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. So geil, Muttern!



© Marie Theres Kroetz Relin 2004- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 26
 
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