Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern, alles wird knut?
 „Stell dir vor, was ich eben im Radio gehört hab:“ sagt Muttern zu Teenie. „Vier Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren haben knapp ein Jahr lang ganz allein in einer völlig verdreckten Wohnung gelebt. Mitten in Berlin! Ihre Mutter war einfach zu ihrem Lover ausgezogen und brachte den Kindern nur ab und zu etwas Geld vorbei. Der 12-jährige Junge hatte seine Geschwister allein versorgt, bis er am Ende seiner Kräfte war und das Jugendamt verständigte. Und als die Polizisten die Wohnung betraten, bot sich ihnen ein erschreckendes Bild: überall Spinnweben und Schimmel, im Kühlschrank eine undefinierbare, verfaulte Masse voller Fliegen, der Fußboden übersät mit Müll und das Klo mit Kot verdreckt. Und von den Nachbarn will in dem frisch sanierten Haus niemand etwas bemerkt haben! Unglaublich!“ - „Bravo!“ antwortet Teenie zu Mutterns Überraschung. „Da siehste mal, wie intelligent Kinder sind! Was macht denn eine Frau, wenn sie überfordert ist oder wenn es ihr schlecht geht? Sie jammert! „Ich halt das nicht mehr aus, ich leide, ich kann nicht mehr, heul, er schlägt mich, ich bring mich um, heul...“ - aber sie kommt nicht so schnell auf die Idee, den Typen anzuzeigen und fremde Hilfe zu suchen. Aber da geht ein zwölfjähriger Junge zum Jugendamt, weil er der Situation nicht mehr gewachsen ist!“ Muttern nickt. „Da hast du Recht. Und die Nachbarn haben sich vermutlich mehr um die Zukunft von „Knut“  gesorgt, als um die kindliche Nachbarschaft. Wegschauen ist in!“
Ja, Muttern, Hauptsache alles wird knut.


© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschien in "Die Aktuelle"   Heft 19 
 
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