Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern, Oh, Du Fröhliche!
„Alle Jahre wieder Weihnachtstress!“ motzt Muttern während sie den Einkaufswagen durch den überfüllten Supermarkt schiebt. „Oh Tannenbaum heißt es mittlerweile schon im Oktober, lang bevor leise der erste Schnee rieselt. In jedem Schaufenster ein Weihnachtsbaum, frei nach dem Motto: Brich an Du helles Weihnachtslicht. Und die Industrie ruft laut „Ihr Kinderlein kommet“ und meint damit, dass wir Erwachsenen gefälligst einkaufen sollen.“
Muttern hält kurz inne. „Oje, und morgen kommt auch noch der Weihnachtsmann! Hab ich ganz vergessen! Dabei rechnen die Kinder doch damit, dass es morgen was geben wird.“ Genervt steuert sie die Süßigkeiten-Regale an. „Heidschi, bumbeidschi- eingepackt.“ Muttern ist in Eile, denn es wird schon gleich dunkel und der Sohn muss droben am Berg abgeholt werden. „Von wegen, Vorfreude ist die schönste Freude!“ seufzt sie und macht sich- es kommt ein Schiff geladen- auf den Weg zur Schlange vor der Kasse. „Kling Glöckchen macht es in meinem Hirn und wenn ich mir meinen Geldbeutel so anschaue, dann fehlt es ausgerechnet dort, das Klingelingeling. Ich träume ja nicht mal von White Christmas, auch nicht vom Schneeflöckchen, sondern nur von einer stillen Nacht! Langsam komm ich mir vor wie Maria, die durch ein Dornwald ging. Oh ja, erst wenn am Weihnachtbaume die Lichter brennen und süßer die Glocken nie klingen, ist für mich endlich die Zeit gekommen, wo ich zufrieden sagen kann: lasst uns froh und munter sein! Sofern mein Ross nicht entsprungen ist...“
Oh du Fröhliche, Muttern!



© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 50
 
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