Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und der G-Punkt
„Jedes Jahr das Gleiche!“ motzt Muttern und zieht sich die Mütze ins Gesicht. „Erst rennt man sich die Füße platt, nur um die Geschenke ein paar Tage später umzutauschen!“ Sie rauscht durch die Kälte. „Doch, ich hab mich schon über das neue Handy gefreut...“ seufzt Muttern „Aber ich wollte nicht so ein modernes Ding, mit dem man, außer vernünftig telefonieren, alles mögliche machen kann!“ Sie steuert auf den „T-Punkt“ zu. „Dafür müsste ich ja noch einen „Frau und Technik-Kurs“ belegen: SMS, MMS, UMTS, SIM, SAR, WAP - die einzige Abkürzung, die ich hier kenne ist SOS! Hilfe, ich will nur telefonieren, sonst nichts!“ Muttern betritt den vollen Laden und muss natürlich warten. Ihre Gedanken drehen sich weiter um die Mobilität. „Handy- auch so eine unsinnige Wortschöpfung! Sogar im Duden steht in Klammern: englisch! Ha! Wenn man "native english speakers" nach einem "Handy" fragt, wissen die doch erst mal gar nicht was gemeint ist und wenn man es ihnen erklärt, fassen sie sich ungläubig an den Kopf!“ Muttern schaut entnervt auf die Uhr „Amerikanisch heißt das Ding nämlich „cell phone“, oder auch kurz „Cell“, in Großbritannien sagt man „Mobile“ dazu. Weltweit geht es um die Mobilität. Vielleicht kommt „Handy“ ja aus dem Schwäbischen: Hän di koi Kabel?“ Muttern grinst den Verkäufer an „Ich möchte bitte mein Handy umtauschen!“ Der Verkäufer grinst ebenfalls und sagt nett aber deutlich, dass Handys vom Umtausch ausgeschlossen seien. Das ist hier Zeitverschwendung, Muttern: lieber ein Händchen für den G-Punkt statt Technik und T-Punkt.


© Marie Theres Kroetz Relin 2004- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 53
 
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