Muttern hat den Wahn. Nein nicht Baghwan, Putzwahn! Die Front ruft und sie ist zum Einsatz bereit. Ihre Heimat muss befreit werden. Vom Dreck. Sie öffnet ihren Schrank und betrachtet ihr Waffenarsenal: Wischmob, Schrubber, Staubsauger, Putzlappen, Besen stehen Gewehr bei Fuß. Sondereinsatzkommando : Hans-Dampfreiniger, damit das letzte Staubkorn vor ihr kapituliert!
Dazu die diversen Putzmittel, eher männlicher Art, wie propere Meister und Sheriffs aller Art, denn die weiblichen scheuen die Front und das Lenorgewissen macht derweilen noch ein Schläfchen. Die Fanfare ertönt: spanischer Salsa. Etwas Schwung braucht Muttern um in den Kampf zu ziehen. Spätestens beim ersten Ritmo weiß die Familie bescheid: Verkrümeln heißt die Parole! Sogar der Hund hat verstanden und zieht sich lieber freiwillig vom Sofa in den Garten zurück.Attaaaaacke!! Früher putzte Muttern leise, damit man(n) sie nicht bemerkt. Heute singt sie auch noch dabei! Ja, jeder soll merken wenn sie an die Front zieht und sich aufopfernd in den Befreiungskampf begibt! Vorbei die stillen Zeiten. Sie kämpft gründlich: Kalkflecken erzittern, Spinnennetze versuchen sich in zäher Abwehr, Staubkörner erproben ein letztes Aufwirbeln, Teppiche geben sich geschlagen.Zielsicher greift Muttern jede Art von Hausbesetzern an, treibt sie in die Flucht. Freiwillig oder wisch und weg! Letztes Schlachtfeld an diesem Tag: Die Küche.Operation Putzwahn erfolgreich gemeistert, heißt der Siegeszug des Tages. Muttern sitzt strahlend in ihrer strahlenden Küche. Sie ist zufrieden mit ihrem „Kunstwerk“ und freut sich nun auf die Entspannung. Sie setzt bei einem Glas Rotwein und einer Zigarette und.... da hört sie zaghaft „Du, Mama, wir haben Hunger! Oder willst Du uns verhungern lassen?“ Vier Paar Augen schauen sie an.Mhm. Muttern nickt. Verstanden. Kunstwerk ade, das Leben ruft und ist hungrig. Na, dann zieht Muttern zur nächsten Front und schmeißt ihren Kochtopf an. Koch heil!
© Marie Theres Kroetz Relin 2003- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 41 |
