Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das Tele-Om

Die Leitung ist tot. Stecker raus und wieder rein, Kabel geprüft. Muttern hebt den Hörer ab- kein Freizeichen, nur Stille. „Ausgerechnet am Wochenende!“ motzt sie genervt, schnappt sich das Mobiltelefon und ruft bei der Servicenummer an. Die Computerlady säuselt ihr allerhand neue Angebote ins Ohr, während Muttern ungeduldig wartet. „Wählen Sie aus folgenden Optionen aus.“ erklärt die elektronische Stimme. „Störung“ - „Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.“ – „STÖRUNG“ brüllt Muttern ins Telefon. Anschließend soll sie ihre Telefonnummer durchgeben, aber die Computerstimme versteht alles falsch: aus der 0 wird eine 9 und umgekehrt. Nach ewiger Warterei endlich ein menschlicher Mitarbeiter: „Sie haben einen Kabelnetzschaden, ich verbinde Sie mal mit der Außendienststelle.“ Gute-Laune-Musik und Bum! die Verbindung ist weg. Alles noch mal von vorne! Muttern dreht langsam durch: „Ich sag Ihnen mal was“ diskutiert sie mit der Computerlady,  „Ich habe heute gelesen, dass weltweit jede Minute eine Frau bei Schwangerschaft oder Geburt stirbt! Allerdings stammen fast alle Opfer aus Entwicklungsländern und die haben wahrscheinlich noch nie ein Telefon gesehen, geschweige denn besessen! Und ich unterhalte mich mit einem Computer! Das ist doch Wahnsinn. Vielleicht sollte ich nebenbei meditieren? Das „Om“ steht schließlich für den Wunsch nach Befreiung aller Lebewesen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.“
Frauen und Technik! Und die Ungerechtigkeit unserer materialistischen Welt!
Om, Muttern! Tele-Om!



© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 43  
 
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