Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern in Bombenstimmung
„Good bye London.“ Muttern sitzt im Taxi zum Flughafen und denkt wehmütig an ihren Kurzurlaub. Sie kramt in der Handtasche nach dem Ticket. Wegen der vereitelten Terroranschläge muss sie drei Stunden vor Abflug in Heathrow sein!  Muttern steht in einer schier endlosen Schlange, Sicherheits-Beamte überprüfen prüfen das Gepäck. Vor den Gesetzeshütern unterwirft sie sich demütig und gibt ihr Intimstes preis: sie öffnet ihre Handtasche. „Ja, das ist meine Tasche!“ versichert sie dem Beamten, der weiter in der Tiefe wühlt. Ihr Lippgloss, das Feuerzeug und die Wasserflasche werden gefunden und beschlagnahmt. So etwas darf nicht mit ins Flugzeug! Beim Security-Check muss sie erneut alles durchleuchten lassen, inklusive sich selbst. Sie muss Schuhe, Gürtel und Jacke ausziehen und sich von fremden Händen betatschen lassen. „Langsam fühle ich mich eher wie ein Schwerverbrecher, nicht wie Fluggast.“ murmelt Muttern bei den eingehenden Untersuchen. „Und Mister Blair ließ sich trotz Terroranschlägen und Alarmstufe Rot in seinem Land nicht davon abhalten, am 8.August in den Urlaub in die Karibik zu fahren, während zur gleichen Zeit sein Verkehrsminister aus den Ferien zurückgeholt wurde.“ Muttern grübelt. „Und das ist nur einer der vielen Widersprüche, eine der Merkwürdigkeiten und offenen Fragen um die britische Terrorhysterie.“ An ihrem Gate muss sie sich erneut einer Sicherheitsprozedur unterziehen. Sie wird langsam sauer. „Ich fordere die Freiheit mit Gebrüll, hat Camille Claudel gesagt. So fühle ich mich heute auch.“ Muttern in Bombenstimmung. 


© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft 35
 
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