Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück - Tag der Arbeit

„Estamos en crisis“ sagt der Spanier, das klingt wie eine Entschuldigung für Alles: wir sind in der Krise. Nachdenklich schlendere ich durch den Stadtpark. Über 5 Millionen Menschen in Deutschland haben keine Arbeit und nach Schätzungen des Instituts für Wirtschaft verschwinden jeden Tag 1.000 unwiederbringliche Arbeitsplätze. Ich setze mich auf eine Bank, die Sonne kitzelt mein Gesicht und ich beobachte Kinder, Hunde und verliebte Paare. Auf der nächsten Parkbank sitzen zwei „Penner“- ein hässliches Wort- Wohnungslose ist treffender. Der eine nimmt einen tiefen Schluck vom Billigwein im Tetra-Pack und reicht ihn an seinen Genossen weiter. Zu sagen haben sich die beiden nichts. Der Alkohol lässt vergessen. Alles. Rund 360.000 Männer und Frauen sind wohnungslos, leben auf der Straße und sind angewiesen auf  Hilfseinrichtungen. Welche persönliche Krise hat diese Menschen ins Elend getrieben? Schulden, Scheidung, Sucht, Tod des Partners, Arbeitsplatzverlust, Gewalt, psychische Erkrankung? Auf ihrem Personalausweis klebt ein Aufkleber: "Ohne festen Wohnsitz". Amtlich gebrandmarkt. Sie scheitern nicht nur an sich selbst, sondern auch an der Bürokratie. Ein Teufelskreis.Ich will helfen. Kein Geld, das würde nur in hochprozentige Flüssignahrung investiert. Kurzerhand fahre ich nach Hause, fülle einen Korb mit Konserven, Brot und Obst. Atemlos erreiche wieder ich den Park, stelle mein Körbchen vor die „Penner“ und wünsche einen schönen Feiertag. Strahlende Augen, auch bei mir.



© M.Th. Kroetz Relin 2009- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 19
 
< Zurück   Weiter >
2017 Marie Theres Kroetz Relin
WEB-Design - Martin Wagner - PHP,MYSQL,Joomla