Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und die Kreativität im Türrahmen
Der Sommer breitet seine Arme aus und das Haus schreit nach Renovierung. Fenster und Türen brauchen einen neuen Anstrich und auch Muttern begrüßt einen Tapeten, pardon, Farbwechsel in ihrem Hausfrauenalltag. Voll Vorfreude düst sie zum Baumarkt, sucht liebevoll Lacke und Pinsel aus, eilt heim und brüht sich einen Kaffee auf. „So,“ zwitschert sie fröhlich „Nun noch die good old Jeans hervorgeholt und los geht’s!“
Muttern schmeißt sich in das Maler-Outfit und beginnt die Türen abzukleben und zu schleifen. Das Radio dudelt und Muttern gröhlt mit - ach, wie gemütlich. Und der erste Strich mit dem Königsblau - ein Genuss! „Das schaut geil aus!“ grunzt sie konzentriert, denn Muttern nimmt es genau: richtig schön soll es werden, wie vom Profi. Das Telefon klingelt. „Keiner da.“ grummelt Muttern und streicht weiter. Aber der Anrufer bleibt hartnäckig. „Welche Nervensäge wagt es, meine Kreativität zu stören?“ schimpft Muttern, während sie mit farbverklebten Fingern den Hörer abhebt. „Guten Tag. Ihre Tochter hat sich im Sportunterricht den Arm verletzt. Scheint gebrochen...“ „Ich komme!“ schreit Muttern in Panik und rast los, um das Kind abzuholen. „Mama, Du schaust fast wie das Sams aus!“ flüstert Girlie beim Arzt. Blaue Farbspritzer zieren ihr Gesicht, die zerrissene Jeans macht keine gute Figur. „Alles Arbeitsnachweise“ lächelt Muttern, denkt an ihre verpappten Pinsel und seufzt wehmütig: „Meine Kreativität bleibt mal wieder im Türrahmen kleben! Aber Deine Gesundheit geht vor!“
Ach Muttern, Kinder bringen doch soviel Farbe ins Leben!



© Marie Theres Kroetz Relin 2004- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 27

 
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