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Muttern und die Privatsphäre |
„Mama, wem gehört der Rucksack?“ - „Du siehst doch, dass ich telefoniere, Süße!“ antwortet Muttern und Girlie wartet zappelnd auf das Ende des Gesprächs: „Wer war denn das?“ - „Tina.“ - „Welche Tina?“ -„Neugierig bist Du überhaupt nicht? Eine Freundin von mir.“ antwortet Muttern geduldig.
„Ach, ist das die, die Dir so ein nettes Foto geschickt hat?“ -„Welches Foto?“ -„Na, das das gestern in deinen eMails dabei war.“ Muttern grübelt. „Ja, die ist das. Hey, sag mal, liest Du etwa meine Mails?“ Bevor Girlie antworten kann, kommt Sohnemann angeschlichen. „Mama, wem gehört der Rucksack?“ Muttern ist sichtlich verstört. „Welcher Rucksack?“ - „Na der, der im Wohnzimmer steht... Da ist ein Handy drin, Geldbeutel, Äpfel...“ - „Oh je, den hat Bea vergessen! Sag mal, mein Sohn, ist Dir klar, dass man nicht in fremde Taschen schaut?“ Der Blick wird gesenkt. „Mama, ist das deine Feuchtigkeitscreme?“ Teenie hält auf dem Weg ins Bad eine Tube hoch, Muttern bekommt einen roten Kopf und ruft hinterher: „Stopp, das ist meine Gleit... ähm, jedenfalls ist das nichts fürs Gesicht! Gib her!“ - „Sie hat übrigens ein Kondom im Geldbeutel!“ flüstert Girlie. „Sei Du bloß still!“ zischt die große Schwester „Schließlich hast Du Mamas Tantra-Buch unter Deinem Kopfkissen versteckt!“ Muttern wird langsam wütend. „Ihr Schnüffler! Gut, wenn das so ist, dann kann ich ja dem Papa eure Geheimnisse auch ausplaudern! Ich sag nur: Schulranzen!“ - „Nö, Papa hat keine Zeit, der liest gerade Deine Post!“ Muttern, wozu eine Privatsphäre, bei so einer geilen Atmosphäre?
© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 07 |
