Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das grüne Gewissen
Muttern geht einkaufen. Supermarkt. Alles rein in den Einkaufswagen, rauf aufs Band, zahlen, alles zurück in den Wagen, zum Parkplatz gestolpert, Zeug ins Auto, heim, Tüten ins Haus geschleppt. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit: Auspacken. Neues wird ein-, Altes wird aussortiert, der Verpackungsmüll-Berg wächst. „Der grüne Punkt, die Beschäftigungstherapie der deutschen Hausfrau!“ denkt sich Muttern In ihrem 5-Personen Haushalt wird meist ordentlich getrennt, ihr grünes Gewissen mit vielen bunten Eimern in der Küche beruhigt. Sie packt die Äpfel aus und schaut auf die Verpackung: „Ah, PS kommt da rein, Folie unter Sonstiges. Und der angefaulte Apfel in die Biotonne.“ Professionell ordnet sie die Verpackung ihrer verwertbaren Bestimmung zu und denkt dabei laut: „Shampooflasche ist nicht gleich Joghurtbecher, mal gucken: Mhm, PET hier und PPT da. Hä? PEHD? Ist ja ne ganze Müll-Philosophie! Altbatterien hier rein, Tetrapack dort.“ Muttern isst gehetzt ein Joghurt und schaut auf die Uhr. „Da noch Aluminium, Altpapier und Glas, grün, braun, weiß. Mhm. Wohin mit der blauen Flasche?“ Die Zeit rennt. Muttern verstaut eilig die bunten Eimer im Auto und düst damit zum Wertstoffhof. „Mist! 5 nach 12!“ Zu spät. „Keine verwertbaren Öffnungszeiten!“ schnaubt Muttern vor dem verschlossenen Tor „Ohne uns Hausfrauen könntet ihr den grünen Punkt auf den Müll schmeißen!“
Und wie so oft fahren bunte Eimer noch ein paar Tage spazieren, denn Muttern widersteht auch diesmal der Versuchung, Ihr grünes Gewissen über das Wertstoffhof-Tor zu werfen.


© Marie Theres Kroetz Relin 2004- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 03
 
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