Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Marie Theres Kroetz Relin- Die ungewollte Einsamkeit
"Das Jahrhundert, das vor kurzem begonnen hat, wird das Jahrhundert der Einsamkeit sein." (Erwin Pfister)

Einsamkeit betrifft uns alle und begegnet uns überall. Laut Lexikon bedeutet Einsamkeit, sich in einer menschenleeren Situation zu befinden:

Vor 3 Jahren war ich ein Wochenende mit 4 Freundinnen an der Ostsee. Auf dem Rückweg im Zug telefonierten sie alle mit ihren Ehemännern und teilten ihre Ankunft mit. Voller Vorfreude stiegen sie aus dem Zug und wurden stürmisch in die Arme genommen. Bei den meisten wartete zu Hause ein brennender Kamin und/oder eine Flasche Sekt, wie ich erfuhr.

Ich aber stieg am Bahnhof in mein Auto, fuhr nach Hause in meine kalte und dunkle Wohnung. Da habe ich mich sehr einsam gefühlt!
(Marita Beckmann)



Aber gibt es auch eine „ungewollte Einsamkeit“? Begegnen wir ihr nicht täglich gerade in überbevölkerten, also „Menschen-vollen“ Situationen?
Gott ist ein Kaufhaus (F. X. Kroetz) - Konsumismus ist unsere Religion geworden. Wir rennen mit den Massen in die „Kathedrale Supermarkt“, um dem Dialog im Tante Emma-Laden zu entfliehen.
Ich kaufe, also bin ich.
Wir sitzen gemütlich vor unserem „Altar“ Fernseher und „sehen“ gebannt auf die Welt in dem kleinen Kasten. Wir inhalieren das Medienbild und verinnerlichen die von der Industrie vorgekauten Werte. Wir verarbeiten kaum noch die Fülle der Informationen. Wir sitzen stundenlang vor dem Computer, bewegen uns in virtuellen Welten, Chats und Foren und versuchen in der Anonymität und einer erfundenen Identität, die eigene Sprachlosigkeit zu durchbrechen.
Unsere Kinder wachsen in diese mediale Konsumwelt hinein und identifizieren sich über das Internet, den Gameboy, die Playstation, das Fernsehen und den Wohlstand, immer dem Trend hinterher eilend.
Passen wir aus irgendeinem Grund nicht in dieses von außen suggerierte Medienbild, sei es durch Krankheit, Alter, sozialer Ausgliederung, durch finanzielle Not oder Sucht, missglückter Integration und nicht zuletzt aus fehlendem Selbstbewusstsein, rutschen wir schnell in die ungewollte Einsamkeit. Egal ob jung oder alt.

„Hausfrauenrevolution heißt, endlich den Mut zu finden, unter dem kleinen, dunklen Stein hervorzukommen.“ Barbara Fabricius Exner

© Marie Theres Kroetz Relin 2004 - Auszug aus "If pigs could fly - Die Hausfrauenrevolution" Piper Verlag

















 
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