Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Interview Hannoversche Allgemeine Zeitung

Von Jutta Rinas

 

Frau Kroetz Relin, 2002 haben Sie eine sehr erfolgreiche Internetplattform namens „Hausfrauenrevolution“ gegründet. Was gab es da eigentlich zu revolutionieren?

 

Alles. Das gilt heute noch genauso. Es gibt so viele Hausfrauen in Deutschland, Frauen, die einen 24-Stunden-Job machen, Kinder großziehen, den Männern den Rücken freihalten – und denen jede gesellschaftliche Anerkennung fehlt. Die wollte ich anregen, den Mund aufzumachen – damit auch die Öffentlichkeit endlich mal merkt, dass es sie gibt!

Sie sind mit dem Motto „Zusammenhalten, um zu verändern“ gestartet. Was muss verändert werden?

 

Ich denke Mütter – und ich meine ja immer Hausfrauen und Mütter und nicht die reiche Zahnarztgattin – sind die Basis der Gesellschaft. Es müsste viel mehr in sie investiert werden. Ich allein habe drei Steuerzahler in die Welt gesetzt. Und wie ist mein derzeitiger Rentenstand? 265 Euro im Monat! Wenn ich weiter selbständig arbeite, mit der Hausfrauenrevolution, mit Kolumnen, Büchern, werden es am Ende 502 Euro sein ...

 

Haben Sie sich als Hausfrau bezeichnet? Viele Hausfrauen haben Schwierigkeiten mit dem Begriff ...

 

Das ist Teil des Problems. Hausfrauen werden oft rein sprachlich diskriminiert. Überall wird zum Beispiel zwischen den arbeitenden und den nicht-arbeitenden Frauen unterschieden. Als würde die Hausfrau nicht arbeiten! Die Hausfrau ist nicht erwerbstätig, aber manche arbeitet sich im Lauf ihres Lebens halb tot ...

 

Wie sind Sie Hausfrau geworden? Als Sie Ihren Mann, den Schriftsteller Franz Xaver Kroetz kennenlernten, hatten Sie eine beachtliche Schauspielkarriere hinter sich ...

 

Ich war verliebt, dann kam das erste Kind, das zweite, mit 28 Jahren war ich dreifache Mutter. Dann blieben die Rollenangebote weg. Wer engagiert schon eine Mutter mit drei Kleinkindern, vor allem eine, die alles allein macht und nicht mit Au-Pair-Mädchen anreist. Dazu kam, dass meiner Kinder Asthma hatten. Da ist es einem wichtiger, dass die Kinder gesund sind, als dass man Karriere macht. 

 

Wer hat die „Hausfrauenrevolution“ besucht: eher die junge hilfesuchende Mutter oder die erfahrene Hausfrau, die ein neues Kochrezept braucht?

 

Das war das Schöne: alle! Die jüngste Besucherin war 12, die hat über nervige Eltern geschrieben, die älteste war 85 und hat Gedichte geschickt. Kochrezepte gab es, aber auch traurige Geschichten: über Einsamkeit, häusliche Gewalt. Hausfrauen halten oft in der Öffentlichkeit eine Heile-Welt-Fassade aufrecht, die es so gar nicht gibt ...

 

Mittlerweile haben Sie das Forum der „Hausfrauenrevolution“ geschlossen. Warum?

 

Ich habe öffentlich gesagt, dass Frauen oft mehr keifen als kämpfen und zum Teil heftige Reaktionen dafür bekommen. Das wurde mir einfach zuviel. Außerdem bin ich ja in Zeiten gestartet, als Facebook und Twitter noch keine Rolle spielten. Nach zehn Jahren will ich mir ein bisschen Zeit nehmen, um die „Hausfrauenrevolution“ zu modernisieren.

 

Sie sind heute 45 und geschieden. Ihre Kinder aus dem Gröbsten heraus. Bereuen Sie, dass Sie sich vor 20 Jahren für ein Leben als Hausfrau entschieden haben?

Ich bereue nichts. Ich bin Tochter einer Karrierefrau (der Schauspielerin Maria Schell, Anm. der Redaktion), ich wollte immer für meine Kinder da sein. Ich habe eine steile Karriere als dreifache Mutter hinter mir. Und meine Kinder haben mir 1000fach zurückgegeben, was ich in sie gesteckt habe.

 

© Hannoversche Allgemeine Zeitung , Jutta Rinas erschienen am 30.06.2012 

 
< Zurück   Weiter >
2017 Marie Theres Kroetz Relin
WEB-Design - Martin Wagner - PHP,MYSQL,Joomla