Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das Branding
„Ich verstehe es nicht.“ Muttern klagt ihr Leid einem Bekannten aus der Technikwelt: „Als ich dieses Ding gekauft habe, wurden mir alle möglichen Funktionen versprochen. Aber hier klappt gar nichts, von wegen „kinderleichte Bedienung“! Der Funktionsumfang ist total eingeschränkt!“ Wie ein Stück faules Fleisch hält sie ihr Mobiltelefon dem Experten unter die Nase. „Tja, klarer Fall von Branding!“ antwortet dieser nach kurzer Begutachtung „Sieht man schon am Logo deines Netzbetreibers.“ - „Branding? Was soll das denn sein?“ Muttern ist irritiert. „Der Begriff Branding, also brandmarken, stammt tatsächlich von der Kennzeichnung von Herdenvieh. Rindern brannte man die Zeichen ihrer Besitzer mit heißem Metall auf die Haut, damit waren sie unzweifelhaft zuzuordnen. Heute verwendet man das Wort ganz unterschiedlich, zum Beispiel für eigenwilligen Körperschmuck, für Markennamen in der Werbung oder eben beim Mobiltelefon: die Firmware wird durch den Netzbetreiber verändert, um seine eigenen Dienste gewinnbringend anzubieten.“ Muttern schnauft. „Firmware?“ - „Das ist eine Mischung aus Soft- und Hardware. Ohne Firmware sind viele Geräte nicht funktionsfähig. Kurz: Wenn Du beim Kauf nicht auf das Branding hingewiesen worden bist, ist das ein Mangel und berechtigt zum Rücktritt vom Kaufvertrag- hat ein Amtsgericht letztes Jahr entschieden. “ Muttern blickt ratlos auf ihr Handy. „Ich komme mir in punkto Technik wie ein Rindvieh vor!“ Ungewollt gekennzeichnet und dem „Herdentier Konsument“ zugeordnet. Der Branding-Industrie sei Dank, Muttern!



© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 03
 
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