Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und der Hexenschuss
„Ich war gerade beim Putzen, habe mich gebückt, um den Lappen ins Wischwasser zu tauchen und dann...“ stammelt Muttern dem Doktor in der Ambulanz unter Schmerzen entgegen. „Und schon traf Sie ein akut einschießender Schmerz in der Rückenmuskulatur, kurz Hexenschuss genannt.“ Sie nickt unter Tränen.
„Jaja, das tut weh. In Höhe der Lendenwirbel zieht der Schmerz zusätzlich durch Gesäß und Bein, weil auch der Ischiasnerv betroffen ist.“ Der Doc drückt an Muttern herum, jagt ihr eine lange Spritze direkt in die Nähe der schmerzenden Wirbelgelenke, setzt sie im Anschluss mit einer Elektrotherapie unter Strom und versucht nebenbei, Muttern beim Entspannen zu helfen: „Was sie jetzt brauchen ist einige Tage Bettruhe und viel Wärme, dann geht es Ihnen schnell wieder besser.“ - „Bettruhe?“ wimmert Muttern leise. In ihrem Kopf türmen sich Wäscheberge, Geschirr, Verpflichtungen und Sorgen. Panik ergreift ihr Herz, wer soll denn nun ihre vielen Aufgaben bewältigen? „Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit, Acht von zehn Deutschen machen damit Bekanntschaft. Trösten sie sich, sie sind also nicht allein in ihrem Schmerz.“ Der Arzt geht.
Der Trost für Muttern ist gering, sie ächzt, stöhnt und liegt hilflos wie ein Baby da. Hausfrauen können sich Berufsunfähigkeit nicht leisten und trotzdem lässt ihr der Schmerz ihr keine Wahl: ab ins Bett!
Der Pfeil Amors wäre da sicher angenehmer gewesen als ein Hexenschuss, nicht wahr Muttern?



© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 06
 
< Zurück   Weiter >
2017 Marie Theres Kroetz Relin
WEB-Design - Martin Wagner - PHP,MYSQL,Joomla