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Hinterländer Anzeiger - „Eine wunderbare Klo-Lektüre“
"Eine wunderbare Klo-Lektüre“
Kämpfen statt keifen

Die Schauspielerin, Buchautorin und Betreiberin der Internetplattform „hausfrauenrevolution.com“, Marie Theres Kroetz Relin, kommt am 28. August nach Biedenkopf


Frau Kroetz Relin, was ist das Tolle an Hausfrauen?

Hausfrauen, Karrierefrauen, Rabenmütter, Singlefrauen – diese Einteilungen sind typisch deutsch. Ich will Frauen nicht in unterschiedliche Schubladen stecken und diese dann mit einem Etikett und einer Wertung versehen. Sondern: ich ziehe den Hut vor allen Frauen, die sich dafür entscheiden, Kinder zu bekommen und großzuziehen. Sie sorgen dafür, dass unsere Gesellschaft Zukunft hat. Deshalb sollten sich diese Frauen mehr für ihre Rechte einsetzen und ihre Bedürfnisse laut äußern.



In 2002 riefen sie im Internet die „Hausfrauenrevolution“ aus, mit der sie Frauen eine Plattform bieten wollten, für ihre Interessen zu kämpfen. Was ist daraus geworden?

Ich habe mich dafür eingesetzt, dass das Wort „Hausfrau“ in unserer Gesellschaft überhaupt vorkommt und dass man uns Hausfrauen wahrnimmt – das ist mir gelungen. Aber ich bin eine Einzelkämpferin. Veränderungen im Leben sind immer mit Risiko verbunden, und dieses Risiko wollen viele Frauen nicht eingehen. Sie bleiben lieber in ihrer Staubsauger-Lethargie, keifen sich gegenseitig an – anstatt füreinander zu kämpfen. Ich wünsche mir mehr Frauen, die sagen: Ja, wir gehen mit Dir auf die Matte!



Wofür kämpfen sie als Hausfrau?

Hausfrauen vollbringen tagtäglich große Leistungen, die nicht finanziell abgegolten werden. Deshalb sind diese Leistungen nichts wert – denn wenn etwas nichts kostet, dann wird es auch nicht wertgeschätzt. Ich persönlich habe es mittlerweile geschafft, dass meine Kinder und mein Ex-Mann sehen, was ich leiste, und dies anerkennen.


Sie werden oft als eine „von“ angekündigt – als Tochter von Maria Schell oder als Ex-Frau von Franz-Xaver Kroetz, dem Hauptdarsteller der 80er Jahre-Kultserie „Kir Royal“. Nervt das?

Man bekommt leicht einen Stempel aufgedrückt. Früher habe ich darunter gelitten, wenn es hieß: „Die Tochter von Maria Schell bekommt die Goldene Kamera“. aber mittlerweile kann ich damit umgehen. Seitdem ich mich intensiv mit meiner Vergangenheit und meinen Wurzeln beschäftigt habe, bin ich einfach nur noch stolz auf meine künstlerische Familie.


Wie kommt es an, wenn sie mit diesem familiären Hintergrund für die Sache der Hausfrauen kämpfen?

Wenn die Leute „Schell“ oder „Kroetz“ hören, dann denken sie automatisch an ein Luxus-Leben und den Jetset. Weit gefehlt: ich bin erst seit kurzem finanziell unabhängig. Ich koche, wische die Fußböden, bin ein Mama-Taxi, und das alles parallel zu meinem Beruf. Das muss ich aber immer erst erklären, bevor ich meine Botschaft anbringen kann.


Zum ersten Mal wird es in Biedenkopf eine Lesung aus ihrem Kinderbuch „Der kleine Dichter“ geben. Was erwartet die kleinen Besucher?

Ich habe meine drei Kinder zehn Jahre lang ohne Fernseher großgezogen – das geht tatsächlich. Mir sind Kreativität und ihre verschiedenen Ausdrucksformen sehr wichtig. Deshalb wird es auch keine klassische Lesung sein, sondern ich werde mit den Kindern lesen und malen, über die Geschichte sprechen und nachdenken. Außerdem sollen die Kinder selber schreiben. Es ist also vielmehr ein Workshop als eine Lesung. Übrigens freue ich mich sehr, dass es endlich mal eine Veranstaltung mit dem „Kleinen Dichter“ gibt – und bin sehr gespannt auf die Premiere in Biedenkopf.



Ab 18 Uhr werden sie aus ihrem Bestseller „Wie Frauen ticken“ lesen, Alessandro Quattrini begleitet sie am Klavier. Ein Abend für Männer oder für Frauen, für Literaten oder für Musikfans?


Es ist ein Abend für Alle. Ich werde Auszüge aus meinem Buch lesen, Alessandro sorgt für die passenden Klänge. Jedes Thema, das ich anreiße, wird mit Musik kommentiert – wenn es um das Schweigen der Männer geht, spielt mein Begleiter beispielsweise „Sound of Silence“. Wem an dem Abend die Texte nicht gefallen, der hat an der Musik Spaß – und umgekehrt. Ich hoffe, dass viele Biedenkopfer Männer und Frauen kommen und wir einen amüsanten und entspannten Abend haben.



Das Buch hat sich bislang mehr als 140 000 Mal verkauft – an Männer oder an Frauen?

Meistens sind es Frauen, die das Buch ihren Männern schenken. Frauen gefällt es, dass sie sich wirklich verstanden fühlen. Und Männer können tatsächlich etwas über Frauen lernen. Es eignet sich übrigens ganz wunderbar als Klo-Lektüre. Bei mir liegt „Wie Frauen ticken“ auf der Gästetoilette und ich bin immer wieder erstaunt, wie lange mein männlicher Besuch plötzlich auf dem stillen Örtchen bleibt.

© Sophie Cyriax - erschienen im Hinterländer Anzeiger am 28.8.09

Lesungen am 28.8.09:

Der kleine Dichter
in der
Rathauspassage
um
15 Uhr

und

Wie Frauen ticken
mit musikalischer Begleitung - Alessandro Quattrini am Klavier-
um 18 Uhr
Markt 2

in Biedenkopf.

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