Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das Miss- Verständnis
Muttern legt auf und spricht weiter auf das stille Telefon ein. Tränen laufen ihr über das Gesicht. „Es ist immer das Gleiche mit dir! Ich höre doch an deiner Stimme, dass du Sorgen hast. Aber nein, Schweigen! Jedes Wort muss man Dir einzeln aus der Nase ziehen. Ich verstehe wirklich nicht, warum Männer nicht mit Frauen sprechen können. Oder wollen. Na gut, Frauen reden viel, zuviel?
Aber vielleicht suchen wir ja nur nach Lösungen? Mich macht dieses Dauerschweigen jedenfalls wahnsinnig! Wenn er Probleme hat, schweigt er. Wenn er krank ist, dann leidet er, aber er schweigt. Und am Schlimmsten ist es, wenn wir streiten! Im Grunde streite ich mit mir selbst, er sagt ja nichts! Manchmal dauert diese Stille Tage oder sogar Wochen an. Ich hasse es! Und es gibt dauernd Missverständnisse durch diese depperte Sprachlosigkeit! Wahrscheinlich halten sich Männer unbewusst an das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ – außer, Monsieur ist gut aufgelegt, dann quatscht er wie ein Wasserfall! Aber heute reicht´s mir! Heute werde ich Dich mit meinem Schweigen strafen, ich sag jetzt gar nichts mehr! So!“ Sie lässt das arme Telefon in Ruhe und wendet sich seufzend wieder ihrer Arbeit zu.
Am Abend steht der Schweiger mit einem prachtvollen Blumenstrauß vor ihr. Ohne Worte, versteht sich. Muttern schmilzt vor Rührung, Jedes Wort wäre jetzt überflüssig.
Vielleicht hat er doch ein verdammt gutes Miss-Verständnis, Muttern?



© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 05
 
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