Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück- Das hohe C
Bei Live-Auftritten können 50 Kameras vor dem Publikum auf mich gerichtet sein- ich spüre nicht einen Hauch von Lampenfieber. Es macht mir einfach nichts aus, im Gegenteil: es ist jedes Mal so, als würde ich in ein Kleid namens „The show must go on“ reinschlüpfen: ich mach´s mir darin bequem, genieße die Scheinwerfer auf meiner Haut, inhaliere den Duft der Kulisse.

Nach dem Event lege ich meine Robe ab und bin wieder ganz die Alte. Das habe ich anscheinend mit der Muttermilch aufgesaugt. Aber als ich meinen ersten Auftritt in der kleinen Musikschule absolvieren musste, stellte sich dieses altbekannte Gefühl merkwürdigerweise gar nicht ein. Seit einem Jahr nehme ich Gesangsunterricht, ganz nach dem Motto: raus aus dem Alltag, rein in den Schülerstatus- wer lernt der lebt und bleibt nicht stehen. Und letzte Woche war es soweit, im Publikum saßen die strengsten Kritiker: Tochter und Sohn, sich ein Lächeln verkneifend, mit ernsten Mienen und gebannten Augen. Die anderen Gesangsschüler beneideten mich, da ich wohl die einzige sei, die solche Auftritt ja schon „gewöhnt“ wäre. Von wegen! Pustekuchen! Ich zitterte wie Espenlaub, mein Herz schlug im Hals und diese Panik im Hirn, ob ich auch die Töne treffen werde? Von einem Füßchen aufs andere bin ich getreten, räusper, Text vergessen? Kurz: ich hatte Lampenfieber wie Sau. Uff. „Glück ist nicht das zu tun was man will, sondern das zu lieben was man macht.“ sagte Jean Paul Sartre. Und ich war glücklich, in der Hitze meines hohen C...


© M.Th. Kroetz Relin 2008- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 25 

 
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