Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das getrübte Wasser
„Wir armen, kleinen Hausfrauen sollen wohl wirklich an allem schuld sein!“ schimpft Muttern und drückt die Klospülung. „Jetzt kreiden sie uns auch noch den hohen Wasserverbrauch an!“ meckert sie, während sie abspült. „Ich verbrauche doch keine 250 Liter pro Tag, wie laut Statistik jeder Einwohner in Mitteleuropa!“ Muttern entleert die Waschmaschine, füllt sie wieder auf und startet erneut.
„Die sollen sich bei den Amis beschweren! Dieser Wert liegt in Südkalifornien bei über 3.000 Litern. Ha, das ist der American way of life im Land ohne Grenzen!“ motzt sie weiter und füllt Wasser in den Putzeimer. „Dass einem Sahel-Bewohner im Schnitt nur 30 Liter Wasser am Tag zum Trinken, Kochen und Waschen zur Verfügung stehen, so viel, wie ein Bewohner Deutschlands täglich allein für die Toilettenspülung verwendet, wird dabei ganz vergessen!“ Der Boden ist fertig gewischt. Jetzt fegt Muttern die Terrasse, nimmt den Gartenschlauch und spritzt sie mit Wasser ab, dabei ihr fällt ein, dass auch ihr Auto dringend eine Wäsche benötigt. „Wir Hausfrauen gehen mit Wasser doch sowieso sparsam um!“ schimpft sie, „Aber was ist mit der Industrie, der Landwirtschaft, dem Tourismus?“ Nachdenklich gießt Muttern ihre Pflanzen. „Im Jahr 2025 wird nahezu ein Drittel der Weltbevölkerung unter Wassermangel leiden und es drohen uns die ersten Kriege um das kostbare Nass.“ denkt sie traurig, stellt sich Teewasser auf und sagt leise: „Vielleicht doch lieber Nachdenken, statt Abwarten und Tee trinken!“
Eben Muttern, bevor uns das getrübte Wasser bis zum Hals steht!



© Marie Theres Kroetz Relin 2004- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 34
 
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