Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern geht ein Lichtlein auf!
Advent. Hochsaison der Hausfrau. Muttern eilt durch die festlich beleuchteten Straßen, um dem Christkind noch einmal unter die Arme zu greifen, der Weihnachtsgans den Weg in den heimatlichen Ofen zu weisen und dem Geschenke-Einkaufwahn endlich ein Ende zu bereiten. „Besinnlichkeit? Gott in der Einkaufstüte!“ denkt sich Muttern, als all die gehetzten, voll bepackten Menschen an ihr vorüber ziehen.

Nachdenklich steht sie vor dem gigantischen Weihnachtsbaum. „Wie viele Glühbirnen erhellen weltweit das Fest des Friedens? Der Pro-Kopf-Stromverbrauch ist ohnehin schon hoch: Deutschland mit 6330 kWh ist ja richtig sparsam gegen die USA mit 12 711 kWh. Ein Siebtel der Weltbevölkerung verbraucht über die Hälfte der Energie! Und in Afrika haben sie nur 4kWh pro...“ Muttern schüttelt den Kopf und starrt auf die vielen Lichtlein.„Kein Wunder, wir Nimmersatts! Zehn Stunden Kerzenlicht aus der Steckdose verbraucht soviel Strom wie die Zubereitung eines Mittagessens für vier Personen auf dem Elektroherd. Und am 24.12. haben wir den höchsten Stromverbrauch des Jahres: Heilig-Strom-Abend.“ Muttern wird kalt und sie zieht mit ihren Tüten weiter. Langsam, sie hat es nicht mehr eilig. „Wenigstens kommen wir Verschwender in den Genuss des Strahlenbads, um nicht zu sagen Elektrosmog“ seufzt Muttern und überlegt weiter „Und was wäre, wenn an Weihnachten der Strom ausfallen würde?“ Pause. Ein Lächeln. „Dann müssten unsere Herzen glühen! Ja, vielleicht würde uns Allen dann ein Licht aufgehen!“
Stille Nacht, heilige Nacht? Ach Muttern, oh, Du fröhliche...


© Marie Theres Kroetz Relin 2003- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 52

 
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