Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und die Mamalade
„Jetzt hätte ich gerne von Ihnen gewusst:„ spricht Muttern streng in ihren Kochtopf „wenn ich nun Konfitüre einkoche, investiere ich meine Zeit in Hausarbeit oder läuft das unter persönlicher Freizeit, weil ich das gerne mache?“ Sie rührt in der roten Masse, ein vielversprechender Duft durchströmt das Haus.  „Bäh, wie ich es hasse, in Zahlen gemauert zu werden! Laut Familienbericht verbringe ich nur 2 Stunden und 18 Minuten mit Hausarbeit! Ach, und Kindererziehung fällt auch unter Freizeit, oder was?“ Muttern rührt wie wild im Topf. „Liebe Bundesregierung, ist Marmelade einkochen nicht auch ein pädagogisch wertvoller und wichtiger Beitrag, inklusive Umweltschutz?“ Sie füllt die Gläser voll. „Aber sicher, würde jeder normale Mensch sagen. Nur von Vater Staat bekommen wir als Dankeschön für unsere sowieso kostenlosen Dienstleistungen auch noch das Prädikat „faul“ auf’s Hirn gepappt.“ Schnell dreht sie die Deckel zu. „Oh, welche wirtschaftlichen Verluste am Muttertag! Wozu Schokoherzen als Anerkennung, wenn wir doch so faul sind? Madre mia!“ motzt Muttern vor sich hin „Der Muttertag ist eigentlich eine amerikanische Erfindung, die von Herrn Adolf als „Tag der Mütter“ in deutschen Landen kultiviert wurde - und jetzt, 2006, wünscht man sich die 50er-Jahre-Mutti wieder?“ Sie verstaut die fertigen Gläser im Regal. „Ein Hoch auf die öffentlichen Vorurteile, die Diskriminierung und das Schubladendenken!“
Traurig, Muttern, ab in die Mama- Lade! 



© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 19
 
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