Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und die Zeitbombe
„Mama, ich versteh´s nicht, warum kann ich morgen eine Stunde länger schlafen?“ fragt Sohnemann, wie jedes Jahr eins der Kinder. Muttern seufzt, antwortet aber geduldig: „Also: Im Winter wird am letzten Sonntag im Oktober die Uhr eine Stunde zurückgestellt, weil sie am letzten Sonntag im März eine Stunde, also auf Sommerzeit vorgestellt wurde. Eingeführt wurde diese Zeitumstellung 1916 in Irland als „Daylight Saving Time", damit sollten die Lichtstunden des Tages „gerettet“ werden. In Deutschland gab es 1947 sogar eine Hochsommerzeit, nach dem Krieg war ja alles kaputt und somit Strom extrem kostbar. Capito?“ Sohn nickt, Muttern holt kurz Luft und macht weiter: „So richtig wurde die Sommerzeit 1980 eingeführt. Wissenschaftler haben mittlerweile festgestellt, dass der Stromverbrauch in der Sommerzeit zwar sinkt, in der „Winterzeit“ dafür aber mehr geheizt wird. Kurz: es wird durch die Umstellung sogar MEHR Energie verbraucht. Mediziner haben auch negative Auswirkungen der Zeitumstellung festgestellt, weil sich der Organismus mit der Anpassung an den neuen Rhythmus schwer tut. Übrigens: Laut Studien gibt es am Montagmorgen nach der Zeitumstellung von Winter- auf Sommerzeit mehr Verkehrsunfälle als an einem gewöhnlichen Montagmorgen.
Und es gibt natürlich auch ein Zeitgesetz von 1994, § 3, Absatz 1, das die Bundesregierung ermächtigt, die Sommerzeit zur besseren Ausnutzung der Tageshelligkeit durch Rechtsverordnung einzuführen. Alles klar?“ - „Mama, ticken die noch richtig?“
Diese Zeiterscheinung ist wohl eine Zeitbombe, Muttern!



© Marie Theres Kroetz Relin 2004- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 47
 
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