Muttern und der grüne Daumen |
Frühlingsanfang. Endlich flattern des Frühlings blaue Bande als Schnürlregen und Graupelschauer durch die Lüfte. Muttern schlägt trotz eisigen Nordwinds den Weg ins Gartencenter ein. Ihr ist der Matsch egal, denn schließlich - April, April! der Lenz ist da und da gehören die ersten Blumen ins Beet.
Oder wenigstens ein paar niedliche Zwerg-Narzissen auf die Fensterbank, wenn es schon draußen noch nicht genug zu tun gibt, womit man den juckenden grünen Daumen befriedigen könnte. So verfährt Muttern wie jedes Jahr nach Plan B: Mit Blumenerde kann man sich schließlich nicht früh genug eindecken. In weiser Voraussicht (und in Gedanken an frühere Schlepperei) steckt Muttern ihren Einkaufs-Euro in einen der Wagen mit großer Ladefläche, es kann also losgehen. Die Gartencenter-Strategen führen den ausgehungerten Naturfreund vorbei an Primel und Co. Frühlingsgefühle zum Mitnehmen, in allen Schattierungen! So ist Mutterns Wagen bei Ankunft in der „Erd-Abteilung“ bereits gut gefüllt. „Gnädige Frau, darf ich Ihnen helfen?“ - Diese Frage kommt just in dem Moment, als Muttern bereits den zweiten 80kg-Sack Frühlings-Vorfreude auf den flüchtenden Einkaufwagen wuchten will: „Gnädige was?“ sie bremst, der Sack reißt in zwei Hälften und sie verschüttet den eben noch lächelnden Verkäufer bis zu den Knien in Qualitäts-Gartenerde. Applaus! Muttern wird rot bis zum grünen Daumen und schwört sich und dem Verkäufer, den nächsten Anfall von Gartenbau-Sucht im Keller auszusitzen! „Aber ohne zwei linke Hände!“ Es grünt so grün, und Muttern hat´s drauf!
© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 15 |