Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und was bin ich?
„Dumm sollen die Anderen sterben“ denkt sich Muttern und besucht ein Seminar an der Volkshochschule. Das Thema: „Weltfrauen“, denn schließlich ist Weltfrauentag und Muttern eine von ihnen. Im Forum Nr. 1 wird gerade die Emanzipation durchgekaut. Muttern hört lange zu und hebt den Finger:
„Wenn ich richtig verstehe, heißt emanzipiert „frei von überkommen Vorstellungen“. Warum gilt eure Einstellung nicht auch den Hausfrauen?“ Upps, sie erntet strenge Blicke, die Frage war wohl überflüssig. Also wandert Muttern weiter in Forum 2 zu den „Karrierefrauen“. Wieder lauscht sie und meldet sich zu Wort: „Gehe ich Recht in der Annahme, dass die Hausfrauen auch zu euch gehören, da wir ja ein erfolgreiches Familienunternehmen führen?“ Mitleidiges Lächeln und Naserümpfen. „Ach ja, ihr macht ja alles mit links.“ murmelt Muttern und schleicht in Forum 3. „Kann ich als Hausfrau dem Feminismus beiwohnen, obwohl ich nicht die Aufhebung der traditionellen  Rollenverteilung anstrebe?“ Wieder nichts. Muttern scheint  bei den Weltfrauen mit ihrem „Berufsbild“ fehl am Platz zu sein und spart sich deshalb auch Nr. 4, das Lesbenforum. „Seltsam,“ denkt Muttern „die Weiber diskutieren stundenlang über die Bedeutung des Wortes „Frau“ und ihren Stellenwert in der Gesellschaft. Männer dagegen würden gar nicht erst an sich zweifeln und gleich neue Projekte in Angriff nehmen. Und die Hausfrau kommt sowieso nirgendwo vor. Stellt sich nur die Frage: was bin ich?“ Mutterns Ratespiel: eine typische Handbewegung, bitte, und welches Schweinderl hätten Sie denn gern?



© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 12
 
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