Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück - Die Zirkus-Ente

Sie wissen was eine Ente ist? Nein, nicht die Ente auf dem Teich, sondern die in der Zeitung: Früher war es für Journalisten viel schwerer, Informationen zu überprüfen, deshalb setzte man bei unbestätigten Nachrichten das Kürzel nt davor, das lateinische "non testatum". So wurde aus nt einfach Ente, der Name für eine ungeprüfte Meldung mit vielleicht unglaubwürdigem Inhalt.

Das war früher, aber heute? Hier ein kleines Beispiel aus meinem Leben: mein Ex-Gatte, Franz Xaver Kroetz, hatte zwei Premiere-Karten für einen Zirkusabend und fragte mich, ob ich ihn begleiten wolle. Gerne, warum nicht? Uns war klar, dass viel Presse anwesend sein würde und so lächelten wir beide freundlich in die Kamera. „Erwischt!“ war am nächsten Tag groß in der Zeitung zu lesen: „Kroetz flirtet mit der Ex, in trautester Innigkeit fährt der Autor Schmusekurs auf der Gefühls-Achterbahn.“ So steht’s geschrieben, schwarz auf weiß. Und ganz nebenbei wurde ich auch noch ein Jahr älter! Jedenfalls löste die Meldung ein leises Rauschen in der Medienlandschaft aus und sämtliche Blätter wollten etwas über die „Versöhnung“ wissen. Soso. Das ist nur ein nettes, harmloses Beispiel, das tut niemanden weh. Aber ich frage mich, welche „Enten“ meine Journalisten-Kollegen sonst noch in die Welt setzen, da wo es drauf ankommt: in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft? Willkommen im Infotainment à la non testatum?!
Sehr frei nach dem Motto:Ente gut, alles gut.


© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 11

 
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