Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das Kinderkoks
Teenie spioniert mit dem Fernrohr hinter ihrem Bruder her: sie beobachtet ihn und seine Freunde im Baumhausversteck. Ihr Atem stockt: der kleine Junge schüttelt sich kleine Häufchen helles Pulver auf den Handrücken. Dann hält er ein Nasenloch zu und zieht die feinen Körnchen tief ein.
Teenie lässt das Fernrohr fallen und rennt zu Muttern. „Mama, Mama, dein Sohn kokst!“ ruft sie entsetzt. „Wie bitte, hast Du sie noch alle?“ Muttern springt auf. „Mein Zehnjähriger soll Drogen einwerfen?“ - „Doch Mama, ich hab gesehen, wie er sich das Zeug in die Nase gezogen hat!“ Schon sprintet Muttern wie von der Tarantel gestochen in Richtung Baumhausversteck. „Was macht ihr da oben? Drogen nehmen? Kommt sofort runter!“ befiehlt sie energisch. Rote Kindergesichter tauchen auf und eine dünne Stimme piepst „Keine Panik, Mami! Das ist Kinder-Schnupftabak! Hier steht´s: Himalaya - Erfrischung für die Nase. Natürlich ohne Tabak. Aus Milchzucker, Traubenzucker, Reisstärke, Pflanzenextrakten, Meersalz, Menthol und Vitamin C. Erdbeer- oder Zitronengeschmack. Und es kostet nur einen Euro!“ Muttern starrt fassungslos auf die Dose und denkt: „Der Himalaya ist das jüngste Gebirge der Welt und immer mit Schnee bedeckt. Unglaublich! Die Industrie als Rattenfänger. Himalaya- für alle Kinder, die das Koksen noch ein wenig üben wollen! Erhältlich in Tankstellen und Tabakläden.“ Muttern unterdrückt ihre Wut und versucht ihren Sohn samt Freunden aufzuklären, denn die Kinder sind unschuldig.
Aber von dieser Marketing- Gesellschaft hat Muttern die Nase echt voll!


© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 34
 
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