Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Madonna: Ehe – Leasing?

„Ich kann mich nicht entscheiden!“, grüble ich, während ich die Angebote prüfe. „Der hier gefällt mir: sportlich, aktiv, charmant und solvent.“ Ich besiege meine Zweifel und frage ihn frech: „Hey, du! Kann man dich leasen?“ Der auserwählte Versorger-Typ schaut mich verdutzt an.

„ Ich stell mir da einen Vertrag vor: wir beseitigen alle Unklarheiten im Voraus und die Laufzeit beträgt 7 Jahre. Sollten wir uns in diesem Zeitraum vervielfältigen,  tragen wir beide für das entstandene Humankapital die Haftung.“ Ich werfe ihm einen schelmischen Blick zu. Er betrachtet schweigend meine Silhouette, ich schwinge betörend die Hüften. Prima, sein Gehirn scheint jetzt nur noch unterhalb der Gürtellinie zu funktionieren. „No risk, just fun!“ hauche ich verführerisch und halte ihm den Vertrag unter die Nase. Er schluckt- in diesem Zustand würde er alles für mich tun, nur was ist danach? Ein fragender Dackelblick. „Eine Verlängerung des Leasingvertrags ist nicht ausgeschlossen!“ schmelze ich und füge schnell hinzu. „Aber nur wenn du brav bist!“ Brav ist er- und unterschreibt. „Bingo, Schatzi!“ Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen und gemeinsam entschweben wir auf Wolke 7.

Es muss Bayerns ehemaligen Ministerpräsident Franz Josef Strauß aus allen Wolken gehauen haben, als ihm die irdischen Vorschläge der schönen Außenseiterkandidatin Gabriele Pauli zu Ohren gekommen sind: „Ehe auf Zeit“ und das in einer christlichen Partei! Da wird ein himmlisches Halleluja schnell zu einem höllischen Pfui-Teufel!  
Aber „drum prüfe wer sich ewig bindet“ steht doch in der Bibel schon geschrieben! Außerdem hat sich ein ähnliches Schnell-Scheidungs-Modell bereits bewährt, und zwar in Ägypten! Eine Frau, namens Farkhonda Hassan hat dort die Familiengerichte als „one-stop-shop“ konzipiert, damit ’s flotter geht mit der Scheidung.
„Wenn Ehe is lahm, dann hopp.“

Aufklärung vor der Ehe, das wäre ein guter Vorschlag. Denn die rosa Brille verzieht die Optik in Sachen Zukunft und Unabhängigkeit. Unbürokratische Scheidung auch. Aber vor lauter Gesetzen rund um die Ehe bleiben die auf der Strecke, die es zu beschützen gilt: die Kinder, Leidtragende jeder Trennung, jeder häuslichen Gewalt, jeder Armut.

Zurückgezoomt auf Wolke 7:
„Lass mich deine bessere Hälfte sein!“ haucht mir mein frisch geleaster Lover ins Ohr. „Nix da, Baby!“ fauche ich zurück. „Stell Dir das mal bildlich vor: jeder von uns hat nur ein Bein und wir können uns nur noch gemeinsam fortbewegen! Und bei einer Trennung haut es dann den auf die Schnauze, der kein neues, zweites Standbein hat. Nein, wir bleiben lieber zwei zufriedene und unabhängige Ganze, einverstanden?“
That’s it, mit oder ohne Ehe-Tüv! Amen.




© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschienen in MADONNA - Österreich   am 29.7.07
 
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