Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück - Licht aus

Stellen Sie sich bitte Folgendes vor: Sie leben in einer oberbayrischen Kleinstadt. Der Winter ist lang, die dunkle Jahreszeit. Sie können seit Oktober die Stromrechnung nicht mehr bezahlen. Die Stadtwerke mahnen, drohen und handeln: Ihr Zähler wird kurzerhand abgeklemmt. Ihr Ehemann versucht verzweifelt bei den Stadtwerken eine Möglichkeit auszuhandeln: ein Prepaid-Zähler, der nach Guthaben verbraucht, wird vereinbart. Der Zähler ist aber nicht auf Lager und es dauert, bis er eingebaut wird. Ihre dreiköpfige Familie bleibt also ohne Strom. Sie kaufen einen  Notstromerzeuger, der eigentlich nur im Freien benützt werden darf. Gegen Mitternacht geht der Treibstoff  zu Ende. Stromausfall. Ihr Gatte geht in den Keller um Benzin nachzufüllen, aber er kommt nicht zurück. Sie sehen nach und finden ihn bewusstlos am Boden liegen. Das Kohlenmonoxid wirkt schnell, sie kann gerade noch ihre 17-jährige Tochter rufen, dann kippen sie um. Ihre Tochter entdeckt die leblosen Eltern und setzt einen Notruf ab, bevor auch sie das Bewusstsein verliert. Ein Aufgebot von Feuerwehrleuten und Notärzten, ein Löschzug und ein Hubschrauber können die Katastrophe verhindern und die Familie retten. Wie viele Stromrechnungen hätten von den Kosten dieses Großeinsatzes wohl bezahlt werden können?
P.S.: In der gleichen Kleinstadt ist bei neun weiteren Haushalten der Strom gekappt. Ein Armutszeugnis.
Licht aus für Deutschland!




© M.Th. Kroetz Relin 2009- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 09
 
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