Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern, die gute Ehefrau
Nach den „Festtagen“, der Hausfrauen-Hochsaison, genießt Muttern den Bummel auf dem Neujahrs-Flohmarkt. Ein Buch aus dem Jahr 1955 fällt ihr in die Hände: Monthly’s Handbuch für die gute Ehefrau. Sie blättert schmunzelnd: „Ist ja unglaublich, welche Ratgeber Frauen vor 50 Jahren zur Hand hatten!“
Muttern liest: „So sollte am Abend nach herzlichem Empfang mit süßem Lächeln und gebannter Freude IHN zu sehen, die Leibspeise für den gestressten Göttergatten bereitstehen. Dabei sollte SIE adrett aussehen, stets mit einem Band im Haar. Zu Ihren Pflichten gehört - neben der Ordnung im Haushalt- stets fröhlich zu sein, IHN aufzumuntern, jeden Lärm zu vermeiden, ihm die Schuhe auszuziehen und zeitgleich ein Getränk zu servieren. SEIN Zuhause sollte eine Insel der Ruhe sein! Sie darf auch nicht vergessen, dass SEINE Gesprächsthemen wichtiger sind als die ihren und sich nie beklagen, wenn er spät oder gar nicht heimkommt! „Ha, ein Buch voller guter Vorsätze für das neue Jahr!“ lacht sie „Das werde ich meinen Töchtern schenken! Als Vorwarnung!“ Sie schmökert weiter: Oh nein, hier steht wörtlich: Fragen Sie ihn nicht aus und zweifeln Sie nicht an seinem Urteilsvermögen oder seiner Rechtschaffenheit. Denken Sie daran: er ist der Hausherr und er wird seinen Willen mit Fairness und Aufrichtigkeit durchsetzen. Sie haben kein Recht,  ihn in Frage zu stellen. Eine gute Ehefrau weiß stets, wo ihr Platz ist. Amen! Ich weiß jetzt endlich, warum ich nie eine gute Frau sein wollte!“
Denn nur eine „böse“ Frau weiß, was SIE will, nicht wahr, Muttern?



© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 01
 
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