Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern’s Sternstunden II
Zurückgezogen im Bad, bei Minuten gemütlicher Einsamkeit, versucht sich Muttern intensiv ihrem morgendlichen Geschäft zu widmen. Zur Entspannung blättert sie in einer Zeitung, auf der Suche nach ihrem Horoskop. Mit gewissem Druck studiert sie ihre Zukunftsaussichten, der Blick in die Sterne lässt sie lächeln.
„Schön wär’s!“ Sie stöhnt und strengt sich an. „Die Astrologie ist schon spannend. Merkwürdig ist nur, dass mir Veranlagung und Lebenslauf einzelner Menschen mit den Sternen und ihren Positionen in Beziehung zu setzen und vorherzusagen, immer nur dann interessant erscheint, wenn mein eigenes Ich vor einem großen Fragezeichen steht.“ Die Verstopfung lässt grüßen und Muttern lenkt sich weiter ab. „Ich will doch eigentlich nur etwas über mich selbst erfahren. Und zwar immer dann, wenn es mir super gut oder total besch...“ Ah, jetzt geht’s. Muttern ist zufrieden und säubert sich. „Jeder Blick ist mir dann recht: ob Tierkreiszeichen, indianisches oder chinesisches Horoskop.“ Die Spülung rauscht. „Da zeige ich  plötzlich Interesse für Aszendenten, Dekanaten, Häuser, Domizile, Planeten und Aspekte, lese alles mit Wissensdurst, verstehe wenig und erhoffe mir Antwort auf meine Fragen.“ Sie wäscht sich die Hände. „Fällt sie positiv aus, gehe ich beschwingt durchs Haus und glaube fest daran. Aber bei negativen Aussagen denk ich mir sofort: so ein Quatsch! Ich möchte wissen wie vielen Menschen es ähnlich ergeht, die ewige Suche nach sich selbst. Na, egal, der Alltag ruft.“
Sternstunden gibt es viele, Muttern, speziell an diesem Ort!



© Marie Theres Kroetz Relin 2005- nicht erschienen in "Die Aktuelle" 
 
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