Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück - Am Ende des Tunnels

Es war einmal eine kleine Insel mitten im Atlantik. Am Fuße der vulkanischen Berge, lag ein kleines Dorf. Umgeben von Bananenplantagen, und vor sich die unendliche Weite des Meeres, plätscherte das Leben südländisch vor sich hin.
Mittelpunkt dieses Lebens war die Strasse, die durch den Ort führte. Rentner, Kinder, Männer und Frauen trafen sich dort oder in den beiden kleinen Bars, um gemeinsam Fußball zu gucken, sich die Neuigkeiten zu erzählen oder nur die vorbeifahrenden Autos zu betrachten. Irgendwann kamen Politiker und sagten, dass zum Wohle der 500-Seelen-Gemeinde nun ein Tunnel gebaut werde und erklärten die Vorteile: „Autofahrer bräuchten in Zukunft nur 60 statt 90 Sekunden um durch das Dorf zu fahren! Himmlische Ruhe für die Bürger!“ Und so planten viele Baufirmen und Ingenieurbüros, denn die Europäische Gemeinschaft subventionierte das 650 Meter lange Vorhaben. Die Bauarbeiten begannen und die Bürger litten am Lärm, ihre Häuser bekamen Risse durch die Sprengungen, aber sie bauten und bauten. 1, 2, 3, 7 Jahre! Und die Kosten des Tunnels wurden immer höher! Eine Sekunde zukünftige Zeitersparnis werde - 32.000.000 Euro geteilt durch 30 Sekunden- circa 1 Millionen Euro kosten. Aber im Umkreis von 75 km gibt es kein Krankenhaus. Und wenn die Einwohner des Dorfes noch nicht gestorben sind, warten sie heute noch auf die Eröffnung und das Licht am Ende des Tunnels, das all den korrupten Politkern leuchten möge, die nicht wissen, was sie zum „Wohle der Menschen“ tun.


© M.Th. Kroetz Relin 2008- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 19
 
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