Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das EU-Dirndl
Sommer, Biergarten, Brotzeit und ein Bier- ein herrliches Lebensgefühl! Muttern lässt es sich schmecken, genießt den kühlen Schatten der alten Eiche und blättert in der Zeitung, während ihr Nachwuchs durch den Biergarten tobt. „Das darf doch nicht wahr sein!“ murmelt sie Kopfschüttelnd, „Ade fürs Dekolleté? Pläne der EU für einen besseren Sonnenschutz von Arbeitnehmern haben in Bayern Entrüstung ausgelöst.
Die EU will nackte Haut im Freien wegen Hautkrebsgefahr eindämmen - mancher wittert bereits ein Dekolleté-Verbot für Biergarten-Bedienungen und damit das Aus für das Dirndl.“ Muttern ist fassungslos, ihr Blick schweift Richtung Kellnerin und tatsächlich: die bayrische Pracht und das „Holz vor der Hütten“ fielen
gnadenlos dem "Richtlinienvorschlag zur optischen Strahlung"  zum Opfer und die Bedienung trägt stinknormale Kleidung, hautfrei wie im Kloster. „Aber Bier und Dekolleté gehören doch einfach zusammen!“ motzt Muttern enttäuscht, „Außerdem gilt das Dirndl als ein Zeichen von Heimatverbundenheit, war ursprünglich Arbeitsgewand des weiblichen Gesindes, "Dirn" genannt, und setzte sich ab etwa 1870/80 in der Oberschicht des Sommerfrischepublikums als modernes Kleid durch.“ Sie seufzt. „Diese EU und ihre depperten Vorschriften! Haben die ein Brett vorm Hirn, oder was? Und wir Steuerzahler finanzieren auch noch diesen Blödsinn mit! Muttern winkt, „Kellnerin, bitte noch ein Bier!“ und schimpft „Nix mehr mit „Auf und Nieder, immer wieder!“ Wie sagte Karl Valentin so schön? Die Zukunft war früher auch besser! – Eben Muttern und Prost!


© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 33
 
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