Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern, der Bär ist los
„Interessant!“ murmelt Muttern vor sich hin, während sie Zeitung liest. „In London haben Tierschützer gerade nackt gegen die Bärenfellmützen der Leibgarde der Queen demonstriert. Sie fordern das Ende der Tötung von kanadischen Schwarzbären, deren Fell seit fast 200 Jahren für diese Mützen verwendet wird. Für die Herstellung einer einzigen Palastwachen-Mütze wird ein ganzes Bärenfell benötigt. Dabei könnte die Kopfbedeckung auch problemlos aus Kunstfell angefertigt werden.“ 
Muttern ist fassungslos. „Und bei uns verirrt sich nach beinahe 200 Jahren endlich mal wieder ein Bär in den Wald, tappt als „Bruno“ durch die Medien und wird zum Politikum: der bayrische Umweltminister Werner Schnappauf gibt Meister Petz zum Abschuss frei, der Tiroler Kollege schnappt das auf und tut das Gleiche, während Jörg Haider Kärnten zum „bärenfreundlichen Land“ erklärt. Italien fordert „seinen“ Bären zurück und der Chef einer britischen Versicherung lässt den Bären mit 1,5 Millionen Euro versichern. In Innsbruck wirbt ein Lokal mit "bär-igen" Menüs inklusive Landkarte, die Bär Bruno´s Weg von Vorarlberg über Tirol bis nach Bayern und wieder zurück anzeigt. Sowas Verrücktes!“
Muttern schüttelt den Kopf. „Da fallen mir so alte Sprichworte ein wie „Der Bär ist noch im Walde und schon teilt man sein Fell “ und „Der Bär fürchtet den Menschen mehr als der Mensch den Bären.““
Muttern, da fragt man sich doch, wer hier wem einen Bären aufbindet?

© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 23  
 
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