Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern läuft Amok
„Die ganze Zeit predige ich es. Aber nein, auf mich hört ja keiner!“ schimpft Muttern mit dem Fernseher. „Fernsehen, Playstation, Gameboy und Computer sind bei uns Babysitter Nummer Eins! De Jugendlichen hängen vor der Mattscheibe, werden medientechnisch „betreut“ und zur Gewalt „erzogen“. 700 Fernseh-Tote gehören zum täglichen Filmkonsum! Das ist die Norm. Aber die Glotze kann doch keine Liebe ersetzen! Und beim dargestellten „Liebe machen“, heißt es dann :pfui! weggucken, das ist nichts für Kids. Hallo, aber Morden schon?“ Muttern schaltet wütend die Nachrichten aus. „Das Wort Amok kommt aus dem Malayischen und bedeutet übersetzt „Wut“. Der junge Amokläufer von Emsdetten war „wütend“, weil niemand seine Hilfeschreie hörte, die er im Internet veröffentlichte: „Das Einzigste was ich in der Schule beigebracht bekommen habe, war, dass ich ein Verlierer bin und dass man Geld und die neuesten Klamotten haben muss, um beachtet zu werden.“
Alleingelassen in der modernen Welt des „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, ohne Liebe. Aber ein Mensch ohne emotionale Anteilnahme ist nicht lebensfähig! Er fand sein Ventil im Computerspiel und darin die Möglichkeit, am Leben oder Töten Anderer emotional teilzunehmen, ohne selbst in die Schusslinie zu geraten. Bis „Spiel“ und Realität verschwammen: 37 Verletze und eine blau geschlagene Seele, die nun im Mittelpunkt steht. Zu spät: Game over! Die Verlierer sind wir!“
Muttern läuft gedanklich Amok... Aber gegen wen?


© M.Th. Kroetz Relin 2006- erschien in "Die Aktuelle"   Heft 48
 
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