Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Ibbenbürener Volkszeitung - Spritzig, amüsant, kämpferisch
Spritzig, amüsant, kämpferisch

50 Gäste waren zur Lesung in die Stadtbibliothek gekommen.
50 Gäste waren zur Lesung in die Stadtbibliothek gekommen.
(Fotos: Koch)


Rheine. „Willkommen in der Welt der Frau, in einer für Männer äußerst fremden Galaxie.“ Mit diesen Worten begrüßte Schauspielerin, Autorin und Journalistin Marie Theres Kroetz Relin am Mittwochabend ihr Publikum in der Stadtbibliothek in Rheine. Unterhaltsam, anregend, spritzig und amüsant, aber auch kämpferisch präsentierte sich das Mitglied aus der Schell-Dynastie im Rahmen einer bundesweiten Aktion zum Thema „Deutschland liest - Treffpunkt Bibliothek“, unterstützt von Bundespräsident Horst Köhler.


Gastgeberin Christel Gößlinghoff freute sich, die in diesem Jahr prominenteste Vorleserin der Bibliothek mit ihrem neuen Buch „Wie Frauen ticken“ 50 Gästen vorstellen zu können. „Ich glaube, sie ist mit ihrer großen Künstlerfamilie die Prominenteste, die je da war.“ Auf diese Ehre reagierte die Schauspielerin mit einem eleganten Rutsch vom Stuhl, entblößte dabei ihre schwarz bestrumpften, schön geformten Beine und lüftete den Retortenrock aus Petticoat-Zeiten. Dabei zeigte sie ein strahlendes Lächeln, mit dem schon ihre Mutter die Welt bewegte, und antwortete spontan: „Wow, ich komme wieder nach Rheine.“ Ein emotionaler Start in die Lesung, die Männer läuterte und Frauen in den Spiegel schauen ließ.


Marie Theres Kroetz Relin.
Marie Theres Kroetz Relin.
(Fotos: Koch)


Tief schürfend waren die Betrachtungen nicht, dafür aber sehr vergnüglich und publikumswirksam. Ihre Lesung war eine gekonnte Inszenierung aus drei Büchern: „Wie Frauen ticken“, „If pigs could fly“ und der „Hausfrauenrevolution“. Unlängst eckte die muntere Vorleserin, wie sie fröhlich erzählte, gerade in der ihr eigenen Hausfrauen- Revolution an mit der Äußerung: „Frauen keifen lieber als zu kämpfen“. Aber die Autorin ist es leid, immer alleine für die Interessen der Frauen zu kämpfen und von ihnen vorgeschoben zu werden. „Trotzdem mache ich weiter,“ kündigte sie strahlenden Blickes die Fortsetzung an.

Achtzehn Jahre hat sie als Hausfrau und Mutter von drei Kindern ihrem Künstler-Gatten, dem Dichter und Denker, den Rücken frei gehalten, um ihm Gelegenheit zu geben, sich auf seine Texte zu konzentrieren und gleichzeitig für Ruhe im Haus gesorgt. „Jetzt schreibt Mutti,“ drohte sie mit der Umkehr seit der Scheidung und beschrieb, wie ihre Art zu schreiben aussieht: „Bei allen Arbeiten, die ich verrichte, beim Autofahren, beim Fenstersputzen, beim Kochen, beim Bügeln überlege ich mir kluge Sätze, die ich in Windeseile in meinem Computer verewige, um sie nicht zu vergessen. Von Ruhe keine Spur,“ aber sie klagte nicht, sondern fühlt sich inspiriert von der eigenen Kreativität. Mit ihren Kindern lebt sie auf Teneriffa. „Mein Mann kann inzwischen kochen, waschen und bügeln. Außerdem hütet er die Kinder zwei Monate im Jahr und macht das gut,“ kommentierte sie die hauseigene Revolution. Sie drehte nach 18 Jahren, „gefühlter Goldhochzeit“, den Spieß um und erfreut sich ihrer neuen Rolle. Nach der Lesung kam es zu einer lockeren Unterhaltung zwischen Publikum und Autorin, weil sie die Nähe zuließ. Ein gelungener Leseabend, der das Publikum begeisterte, wie der Applaus verriet. Im Anschluss signierte die Autorin ihre Bücher.

© von Monika Koch erschienen in Ibbenbürener Volkszeitung am 12.11.09 MONIKA KOCH
 
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