Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern streikt
„Ausgerechnet heute muss Fräulein Tochter sich beim Tanzen den Fuß zerren! Heißt ja schließlich Breakdance!“ Muttern sitzt in der überfüllten Notaufnahme. „Toller Zeitpunkt: Ärztestreik in ganz Deutschland, ein mager besetzter Notdienst und Mutti hat ja sonst nix zu tun.“ Die Warterei nervt.

„Ich verstehe ja, dass die Ärzte eine Wochenarbeitszeit von 42 bis 48 Stunden durchsetzen wollen. Aber ausbaden muss es doch der Patient.“ Die Tochter jammert, Muttern streichelt ihr Kind und grübelt. „Eigentlich könnte man die Arbeitsverweigerung der Doktoren unter „unterlassene Hilfeleistung“ einordnen, oder?“ Sie schnauft. „Streik an allen Ecken und ohne Ende. Verdi hin, Verdi her - Ich möchte auch mal streiken! Das haben bis jetzt nur die Schweizer Frauen geschafft: am 7. Mai 1994 haben sie einheitliche Schulzeiten gefordert, gestreikt und gewonnen. Ha, bewaffnet mit dem Bügelbrett! Denn laut Statistik liegt die Arbeitsbelastung von Frauen durch Erwerbsarbeit, Haushalt und Kinderbetreuung im Schnitt bei 45,2 Stunden pro Woche, davon fallen zwei Drittel auf Haushalt und Kinderbetreuung. Die Männerwelt zum Vergleich: wöchentliche Gesamtbelastung bei 35,1 Stunden und nur ein Fünftel ist Haus und Kindern gewidmet!“
Endlich sind sie dran. „Bein eingipsen“ heißt die Diagnose. „Na gut, mein Streik wird bis auf Weiteres verschoben.“ seufzt sie leise. „Der Tarifkonflikt bleibt aber bestehen!“
Hey, Hauptsache gesund, Muttern!


© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 13

 
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