Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und der Sextourismus
„Unglaublich!“ Muttern bummelt mit ihrer Freundin durch die Stadt. „Ich war ja der totale Fußball-Muffel, aber die Euphorie die die Weltmeisterschaft bei uns ausgelöst hat, hat mich umgestimmt. Ganz Deutschland hat wieder lachen gelernt!“
„Stimmt,“ nickt die Freundin „Der positive Patriotismus der durchs Land geht, hat unsere negative Vergangenheit direkt ein bisschen in den Hintergrund gedrängt.“ Muttern lächelt. „Ja, das Volk schämt sich weniger und freut sich mehr! Deutschland-Fahnen überall! Mittlerweile trägt jedes dritte Auto irgendwo Schwarz-Rot-Gold. Und bei so vielen, gut aufgelegten Männern kann ich mir den Sextourismus in die Schweiz nun endgültig sparen!“ lacht Muttern. „Wie bitte?“ fragt ihre Freundin irritert. „Na, kennst Du nicht die Werbung der Eidgenossen für WM-müde Frauen? Die ist echt lustig: lauter knuffige Typen tummeln sich vor dem Schweizer Bergidyll und lächeln erotisch in die Kamera: erst siehst du einen Bauern mit nacktem Oberkörper und Heugabel, dann lässt ein Kapitän sinnlich ein Tau durch seine Hände gleiten und zum Schluss bearbeitet „Mister Schweiz“ das Euter einer Kuh. Im Hintergrund eine sexy Stimme: „Frauen, verbringt doch den WM-Sommer dort, wo sich die Männer weniger um Fußball kümmern- dafür mehr um euch!" - „Klingt vielversprechend!“ lacht die Freundin, aber Muttern grübelt: „Hm, kannst du dir Sex auf Schweizer-Deutsch vorstellen?“
Salü, Muttern, das geht doch auch ohne Worte!

© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft 26
 
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