Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und die stille Nacht
„Mama, wer hat eigentlich das Lied „Stille Nacht“ geschrieben?“ fragt Sohnemann mit großen Augen. „Also: es waren einmal eine arme Strickerin und ein entlaufener Lungauer Wachsoldat, die im Jahre 1792 einen illegitimen Sohn, Josef Mohr, bekamen. An dessen Wiege stand ein Henker Pate. Und 1848 starb der Schriftsteller und Priester Mohr an Lungenlähmung und verließ die Welt genau so arm, wie er hinein geboren wurde.
Genauso wie der Komponist Franz Xaver Gruber. Die Beiden haben das Lied mit politischem Hintergrund in Kriegszeiten, im Jahre 1816, geschrieben und der eigentliche Sinn steckt in den mittlerweile vergessen Strophen:
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreit,
In der Väter urgrauer Zeit
Aller Welt Schonung verhieß!
und
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heut alle Macht
Väterlicher Liebe ergoß
Und als Bruder huldvoll umschloß
Jesus die Völker der Welt!

Und heute,190 Jahre später, ist dieses Lied zwar in 300 Sprachen übersetzt, aber gelernt haben wir noch immer nicht daraus! Oder denken wir an Weihnachten etwa an die Völker dieser Welt? Sind wir vom „Grimme“ befreit und kümmern wir uns nur annähernd um die Schonung dieser Erde?“
Geschrei ertönt. „Du kannst mich mal!“ Die Schwestern liegen sich in den Haaren. „Mama, das mit „Bruder huldvoll umschloss“ klappt auch nicht!“ Muttern küsst ihr „schlaues Kerlchen“ mit einem Schmunzeln. Das Fest der Liebe und die stille Nacht? -  Gute Nacht, Muttern!



© M.Th. Kroetz Relin 2006- erschien in "Die Aktuelle"   Heft 52
 
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