Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern containert

 

„Ich hasse Kühlschrank putzen!“ seufzt Muttern und sortiert Abgelaufenes aus. „Schade um das schöne Gemüse!“ Flupp- ab in den Müll. „Diese Jogurtsorte ist bei den Kids wohl nicht mehr in- aber der Hund mag´s schlabbern.“ Der Mülleimer füllt sich schnell mit angefaultem Obst und Gemüse. „Wieder mal die Hälfte des Brotes für den Müll gekauft!“ Sie schüttelt traurig den Kopf.

„Wenn man bedenkt, dass in Wien Tag für Tag so viel Brot weggeworfen wird, wie ganz Graz verbraucht, wird mir richtig übel zumute. Und das in einer Welt, in der ein Viertel unter akutem Hunger leidet! Armut und Elend bestimmen den Alltag vieler Menschen - obwohl wir laut Statistik ohne Weiteres das Doppelte der Weltbevölkerung ernähren könnte!
Kein Wunder, dass immer mehr Menschen abends die Mülltonnen der Supermärkte öffnen und sich nehmen, was sie für essbar halten.
Dabei wühlen nicht alle im Abfall, weil sie arm sind, sondern weil sie gegen eine Konsumkultur protestieren wollen, die sich solchen Wegwerfwahn leistet.“ Muttern besieht sich erschrocken ihren Mülleimer. „Sie nennen es „containern“, weil sie das Essen aus Containern holen. In Amerika heißen sie „Dumpster Diver“, Mülltaucher, oder „Freegans“ - freie Veganer. Rechtlich ist Containern illegal, weggeworfene Lebensmittel mitzunehmen ist Diebstahl. Aber nicht bei mir!“ Sie räumt die Waren energisch auf den Tisch, schneidet die verfaulten Stellen weg und sagt zufrieden: „Heute gibt es ein buntes Gemüsesüppchen mit Brot-Croutons und Obstsalat!“
Lecker, frisch aus dem Müll: Muttern containert!



© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschien in "Die Aktuelle"   Heft 27
 
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