Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern im Licht der Liebe
Draußen tobt ein wilder Sturm, der Strom ist schon lange ausgefallen. „Als ich Dir von den 90.000 Menschen im Münsterland erzählte, die die vierte Nacht in Folge ohne Heizung und Licht verbringen mussten, hast Du mir nicht zugehört.“ Muttern zündet eine neue Kerze an.
„Und nun sitzen wir selbst seit sieben Stunden im Dunklen. Wir sind so schnell aufgeschmissen, wenn sich die Naturgewalten austoben.“ Es ist trotzdem gemütlich, Mutter und Sohn kuscheln. „Gut, dass es Advent ist, Mama!“ sagt er leise „Da hast Du immer genug Kerzen im Haus.“ Muttern lacht. „Stimmt, kleiner Mann. Aber weißt Du, in so einer Ausnahmesituation fallen mir all die Menschen dieser Welt ein, für die Strom keine Selbstverständlichkeit ist. In den reichen Ländern ist der Pro-Kopf-Stromverbrauch zehnmal höher als in allen armen Ländern zusammen! Zum Beispiel verbraucht eine US-Familie 12.000 Kilowattstunden im Jahr - in Deutschland sind es nur 6.000. Kurz: Ein Siebtel der Weltbevölkerung verbraucht über die Hälfte der Energie.“ Sohnemann guckt betroffen, schaltet aber dann doch wie gewohnt den Gameboy ein. Der Akku ist leer. Muttern grinst. „Und zum richtigen Vergleichen solltest Du wissen, dass der Pro-Kopf-Stromverbrauch im afrikanischen Tschad nur bei 4 kWh liegt! Also nix mit Gameboy, Handy und Fernsehen, wahrscheinlich nicht mal Kühlschrank, sondern höchstens eine magere Glühbirne.“ - „Mama, uns geht es schon verdammt gut.“ - „Ja, wirklich. In China sagt man: alle Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzigen Kerze nicht auslöschen."
Muttern im Licht der Liebe.


© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 49
 
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