Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
BamS - Sind Männer zu schwach für starke Frauen?


Zugeben würde es keiner, aber mit dem Erfolg ihrer Frauen haben Männer oft ein Problem. Trotz aller Liebe, dann stellen sie die Machtfrage. Mit welchen Mitteln gekämpft wird, weiß BamS-Autorin Marie Theres Kroetz Relin aus eigener Erfahrung.

Von Marie Theres Kroetz Relin

Diese Frage kann man mit einem ganz simplen JA beantworten. Dreht man die Frage andersrum, sprich: ist eine Frau zu schwach für einen starken Mann?, käme man auf die gleiche Antwort. Der kleine Unterschied: An das traditionelle Rollenbild der Frau haben wir uns schon seit Jahrtausenden gewöhnt. 

Ich nehme mal mich als Beispiel: 

Jung, schön, erfolgreich, die Goldenen Kamera unterm Arm. Meine Karriere endet jäh, als ich ihn kennenlerne: den Dramatiker Franz Xaver Kroetz, damals als „Baby Schimmerlos“ der Liebling der Nation, 20 Jahre älter. Welch attraktives Mannsbild! Rosarote Brille, meine Eierstöcke waren bereit, und schon stürzte ich mich in eine dreifache Karriere als Mutter.  Familie als Fulltimejob, sorry, für Karriere keine Zeit. Ich hielt meinem Dichter den Rücken frei – ertragen Sie mal einen Dichter 18 Jahre lang, 24 Stunden am Tag – und wuppte den Haushalt und meine Brut. Genau vor zehn Jahren wuchs mein Wunsch, mich wieder selbst zu verwirklichen und der Vereinsamung am Herd zu entfliehen. Das passte aber meinem Gatten nicht, denn er hatte sich an das liebende und dienende Weib zu sehr gewöhnt. Und schon fingen die Spannungen an. Erst da fiel mir auf, dass ich mir eine Scheidung gar nicht leisten konnte. Ich war finanziell von ihm abhängig. Abhängigkeit ist ein Scheißfaktor in einer Beziehung – denn plötzlich hat der Partner die Macht und übt diese auch auf den Schwächeren aus. Das reicht von unbegründeter Eifersucht bis zum verbalen „Kleinmachen“. Der Satz „Wer andere klein macht, ist selbst nicht groß“ konnte mir da auch nicht weiterhelfen, aber ich wurde „groß“: Ärmel hochgekrempelt, Hausfrauenrevolution gegründet, einen neuen Beruf erschrieben, finanziell unabhängig geworden und schon war ich beim Anwalt. Männer kapieren ja grundsätzlich nicht, wenn die Luft brennt (Warum verlässt Du mich, wir hatten doch erst gestern Sex?“), aber mein Haferl war endgültig voll. Wenn eine Frau geht, dann geht sie für immer. Kurz vor Scheidungsantrageinreichung anzurufen und „Ich liebe Dich“ zu hauchen, nützte da auch nichts. Ich war weg. Es folgte ein langer Kampf bis zu unserer friedlichen Scheidung, denn irgendwann ging’s nur noch ums Geld und die Kinder. Dank viel Verzicht haben wir es geschafft und ich bin glücklich meinen Exgöga (Exgöttergatten) heute meinen Freund nennen zu können. Amen.

Bin ich nun eine schwache oder eine starke Frau?

Egal, ein weiteres Beispiel, diesmal mit einem Weltstar: meiner Mutter Maria Schell.

Sie war eine echte Karrierefrau und extrem erfolgreich. Sie schaffte die Kohle für die Familie ran, inklusive ihren Männern. Aber privat war sie geprägt von der Sehnsucht nach Hingabe und grenzenloser Liebe. Sie hüllte jeden Mann „in den Sternenmantel“ und kürte ihn zum Genie - auch dann, wenn es sich um den letzten Trottel handelte (wobei ich hier nicht meinen Vater meine!). „Lieben heißt Leiden“, das war ihr Motto. Ehemann Nr. 1, Horst Hächler, unterdrückte sie. Er verfügte über ihr Geld (und schmiss es raus) und bestimmte die Regeln, wie sie sich als Weibchen unterzuordnen hatte. Als meine Mutter  – endlich! – die Scheidung einreichte, erhielt er mehr als die Hälfte ihres Vermögens, kam nachts mit zwei Möbelwagen, räumte das Haus bis hin zum Staubsauger aus, nahm auch noch das Kindermädchen mit (welches er später heiratete) und klebte, zum Abschied, an die Haken wo die Bilder hingen, Rosen. Ehemann Nr. 2, mein Vater Veit Relin, war hingegen die große Liebe meiner Mama und ich das Wunschkind. Aber auch hier, ich zitiere meinen Vater wörtlich: „Ihr Talent ist voller mannigfaltiger Farben und dilettantische Genialität, dass mir nichts anders übrig blieb, als die Zügel straff anzuziehen, um ihre notwendige künstlerische Disziplin zu erreichen. Das ging manchmal nicht ohne blaue Flecken ab, besonders wenn ich auf der Bühne ihr Partner war. Inzwischen hat Maria eingesehen, dass dieser eher brutale Weg der richtige war.“ Wohlgemerkt, mein Vater beschreibt einen Weltstar! Eben und hier liegt der Hund begraben: Frau gewöhnt sich an Gewalt, wobei es dabei egal ist, ob es sich um „blaue Flecken“ oder „blau geschlagene Seelen“ handelt. Beides tut weh. Ergo: Frau ist co-abhängig. Erst Strafe, dann Liebe oder auf die Liebe folgt die Strafe. Sie hat ihn dann dennoch verlassen und ich war heilfroh, meine Mama für mich zu haben.

War meine Mutter nun eine starke oder eine schwache Frau? Egal, wenden wir uns dem Paar zu, das derzeit Aufsehen erregt: Heidi und Seal.

Die Trennungs-Begründung „Wir haben uns einfach auseinandergelebt.“, ist absoluter Quatsch. Dieses Argument dient lediglich dazu, die wahren Gründe zu verheimlichen. Denn kein einziges Paar auf der ganzen Welt lebt sich „einfach so“ auseinander! Seal tourt von einer Talkshow zu anderen und gibt Sprüche wie "Meine Liebe für sie hat sich nicht im Geringsten vermindert" von sich, erklärt breit und lang warum er noch seinen Ehering trägt und man doch "ein Team" sei und selbst auf die Frage, ob die Trennung endgültig sei, folgt ein „Sag niemals nie.“ Na, was denn nun? Dem nicht genug: Auf Twitter kann man in künstlerisch dramatischen Fotos die Seelenschwankungen des Mr. Seal verfolgen, die kleinen Sätze unter den Bildern dokumentieren den verlorenen Kampf um die schöne Frau von "So stolz...mit dir verheiratet zu sein" bis "Allein zu Zweit" und "The End". Verletzte Männlichkeit, klingt auch aus seinen Songs, da passt es doch super, dass zwei Tage nach Bekanntgabe der Trennung sein neues Album „Soul 2“ auf dem Markt erscheint.

Und Heidi? Die schweigt und sucht einen berühmten Scheidungsanwalt nach dem anderen auf. Aber ausgerechnet diese aktive, zielgerichtete, millionenschwere Powerlady soll unter der "vulkanischen" Ader und Launenhaftigkeit ihres Mannes gelitten haben. Insider berichten von heftigen Krächen des Paares, die nicht ohne Wirkung auf die vier Kinder blieben.

Schönheit zieht in ihrem Schatten die Eifersucht, Erfolg den Neid. Und wenn das Konto der schönen Gattin 70 Millionen schwer ist und das eigene nur schlappe fünfzehn Million zählt, dann wird’s schon schwierig mit der Harmonie. Dazu kommt die knappe gemeinsame Zeit – kein Wunder bei dem Terminkalender der beiden. Selbst bei einem Besuch auf dem Spielplatz sind drei Kindermädchen und zwei Bodyguards mit dabei. Und dann schreibt auch noch die gute Heidi auf ihrer Homepage: „Mein größtes Hobby ist meine Familie.“

Welcher Mann wird schon gern als „Hobby“ bezeichnet? Und überhaupt: Familie als Hobby? Hallo?

Fazit: Eine Beziehung ist immer dann gut, wenn beide gleichberechtigt sind und sich auch gleichwertig fühlen.

 

 

© Marie Theres Kroetz Relin 2012  - erschienen in Bild am Sonntag – BamS – am 29.01.2012, Heft Nr. 5

 
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