Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern macht was falsch
„Manchmal denk ich, ich mach was falsch.“ motzt Muttern, als sie abgehetzt vom Großeinkauf auf die Uhr schaut. „Schnell die Kids abholen. Natürlich nicht alle auf einmal, dank zeitversetztem Schulschluss!“ Eilig schmeißt sie die Lebensmittel in den Kühlschrank. „Aber Ursula von der Leyen, unsere künftige Familienministerin, weiß genau wie einfach es ist, Karriere und Familie unter einen Hut zubringen.“ Sie schwitzt, der Vormittag war mit diversen Behördengängen viel zu schnell vergangen. „Uschi hat leicht Reden, dass jede Frau die Möglichkeit hätte, "arbeiten" zu gehen. Fragt sich bloß, wer dann die Arbeit zuhause macht? Als Mutter von sieben Kindern nennt die Ministerin dieselben liebevoll „Humankapital“ und gibt uns Frauen den wohlgemeinten Rat: Lasst uns die Kinder erst mal bekommen, alles Weitere regelt sich dann schon irgendwie. Toll.“ Muttern springt ins Auto und düst los. „Diese Super-Mami schafft es doch glatt, mit einem Bein im Erfolg zu stecken und Ministerin zu werden, mit dem anderen Bein zu promovieren, mit der rechten Hand ihre Reden in den PC tippen und gleichzeitig am Telefon Termine zu vereinbaren. Zusätzlich schwingt sie mit der Linken den Kochlöffel, spendet nebenbei zärtliche Mutterliebe und liest den lieben Kleinen bestimmt dreimal die Woche etwas vor!“ Muttern erreicht mit Sohn wieder den heimischen Herd und stürzt sich gestresst auf die Töpfe. „Mach ich vielleicht irgendwas falsch?!“
Kleiner Trost, Muttern: Du bist nicht allein! 15 Millionen „Nur- Hausfrauen“ in Deutschland stehen vor genau der gleichen Frage.


© Marie Theres Kroetz Relin 2005- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 44
 
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