Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück - Kriegs-Invalide

Stellen Sie sich bitte einmal Folgendes mit mir vor: Sie leben in einem Land, das seit 28 Jahren mehr oder weniger ununterbrochen vom Krieg erschüttert wird. Sie müssen immer ums Überleben kämpfen. Im Sommer steigen die Temperaturen auf 45 Grad, immer Winter liegen sie um den Gefrierpunkt. Es regnet, wenn überhaupt, nur in den Wintermonaten. Das Wasser ist knapp. Sie sind eine Frau und in diesem Land haben Frauen nur wenig Rechte. Aber lassen wir Politik und Religion vor der Tür unserer Phantasie. Sie sind dort also eine Frau und leiden obendrein unter dem Down-Syndrom. Als behinderte Frau haben Sie noch weniger Rechte und erfahren keine Anerkennung. Und dann kommt ein Typ, der Ihnen erklärt, dass sie von jetzt an ganz wichtig sind und eine große Aufgabe haben. Er schnallt Ihnen unter Ihrem Kleid einen Sprengstoffgürtel um die Hüfte und schickt Sie auf den Tiermarkt. Ihnen ist nicht klar, was mit Ihnen passiert, Sie freuen sich, „wichtig“ zu sein und auf den Tiermarkt gehen zu dürfen. Dort werden die Sprengsätze an Ihrem Körper mit Mobiltelefonen aus der Ferne gezündet. Sie werden in die Luft gesprengt und mit Ihnen sterben 100 Menschen, weitere 208 werden schwer verletzt.Das ist kein Hollywood-Horror-Szenario, sondern grausame Realität, geschehen letzte Woche in Bagdad.Der Krieg kennt keine Grenzen und keine Menschwürde. Ich schlage die Hände vors Gesicht und denke an zwei missbrauchte Frauen und ihre Opfer.



© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 08
 
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