Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und der Banana-Split
Muttern sitzt im Straßencafe und diskutiert murmelnd mit ihrer Zeitung. „Also, ich blick´ da nicht durch: statt Ehegattensplitting wird jetzt von der Bundesregierung das Familiensplitting nach französischem Vorbild angedacht. Dass Familien steuerlich stärker begünstigt werden sollen, habe ich verstanden und finde ich gut. Nur das restliche Polit-Kauderwelsch inklusive der Gesetzgebung- das versteh ich nicht.“ Sie löffelt ihr Eis und überlegt weiter. „Ein Urteil des Bundesverfassungsgericht über das Ehegattensplitting besagt: Die besondere Anerkennung der Aufgabe der Ehefrau als Hausfrau und Mutter ist „auch Ausdruck der Gleichwertigkeit der Arbeit von Mann und Frau, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um Haus- oder Berufsarbeit handelt". Toll! Das ist sozusagen die einzige gesetzliche Anerkennung meiner Zunft. Tatsache ist aber, dass kein Cent der steuerlichen Ersparnis in meiner Ehe auf mein Konto fliesst. Warum eigentlich nicht?“ Sie grübelt. „Meine Arbeit, meine Ersparnis, ergo müsste es auch mein Geld sein! Ist es aber nicht, es schlummert auf dem Konto meines Göttergatten. DA müsste endlich etwas geändert werden! Von dieser Kohle könnte ich mir leicht eine eigene, private Altersvorsorge leisten. Klingt logisch, oder?“ Muttern leckt den Eisbecher aus. „Lecker, ich glaub, ich gönn mir noch ein Eis.“  Sie studiert die Karte und kann sich nicht entscheiden. Wenn schon Splitting, wie wär’s mit einem Banana-Split, Muttern?



© Marie Theres Kroetz Relin erschienen in "Die Aktuelle" Heft 34  
 
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