Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und die Schule des Lebens
„Süße, es sind nur noch ein paar Tage bis zum Ferienbeginn. Durchhalten. Die Schule ist wichtig für Dein späteres Leben. Und wenn Du erst mal erwachsen bist, kannst Du tun und lassen was Du willst.“, sagt Muttern mit mildem Lächeln, in der Hoffnung, dass Fräulein Tochter endlich das Auto verlässt und Richtung Schule wackelt.

„Was rede ich bloß für einen Mist!“ denkt Muttern, drückt aufs Gaspedal und rauscht mit dünnen Nerven in den Alltag. „Was habe ich mir geschworen? NIE WIEDER SCHULE! Frei sein! Und was mache ich? Ha! Ich bekomme Kinder!“ Energisch schiebt sie den Einkaufswagen und motzt vor sich hin „Und immer noch richtet sich mein Leben nach der Schule: vom Aufstehen über die Hausaufgaben bis zu den Ferien! 10 Jahre hab ich hinter mir...“ Muttern rechnet. „Und noch mindestens 10 Jahre vor mir!“ Ihr Magen zieht sich zusammen. „Wenn alles gut geht! Ohne Studiumszeit gerechnet!“ Muttern düst heim und bereitet das Mittagessen vor. „Im Klartext: ich werde nie aus der Schulpflicht entlassen! Und „erwachsen“ werd ich wohl erst, wenn ich alt bin. Sozusagen direkt vom Muttersein ab in die Rente.“ Deprimiert rührt sie im Kochtopf. „Und die bekomme ich nicht mal als Hausfrau! Kein Wunder, dass die Deutschen aussterben. Bei den Aussichten!“ Aussichten? Mutterns Blick fällt auf ihren „Stundenplan“, dann auf die Uhr und schon sitzt sie wieder im Auto. „Wenn ich meine Kinder nicht so lieben würde!“ denkt sie, während sie geduldig auf ihren Sohn wartet und seufzt „Die Schule des Lebens dauert eben ewig.“
Ja, Muttern, man lernt nie aus!


© Marie Theres Kroetz Relin 2004- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 29 

 
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